Barclay James Harvest – Live Tapes
LIVE TAPES Barclay James Harvest Polydor 2679 054 Schwerblütig schwermütig dieses Live-Doppelalbum einer Band, die mal als „die Moody Blues des armen Mannes“ bezeichnet wurden, sich aber in den letzten Jahren durch fleißiges Touren und ansprechende LPs eine noch ständig wachsende, treue Anhängerschaft aufgebaut hat. Zelebriert werden auf dem vorliegenden Album hauptsächlich Songs der letzten LPs „Octoberon“, „Time Honoured Ghosts“ und „Everyone Is Everybody Else“; dazu reicht man den BJH-Klassiker „Mockingbord“ von 1970 sowie einige neue Kompositionen, die keinen Bruch mit der bisherigen Tradition bemerken lassen. Wie gehabt also leicht eingeschüchterte Stimmen; ein weniger treibendes, sondern eher ausfüllendes Schlagzeug; ein paar Gitarrensoli und vor, über, unten, hinter allem gewaltige Keyboard-Wände, die bei BJH noch wichtiger sind als etwa bei Genesis, Yes oder Supertramp. Zwar halte ich den alten BJH-Sampler „Early Morning Onwards“ immer noch für das Beste, weil die Band damals einfacher und frischer klang, doch entbehren die vier Barclays auch heutzutage nicht gewisse Reize: Sie schreiben gute Songs und das bringt die zuweilen ausufernden Tastenklänge meist wieder ins Lot. Wäre nur schön, wenn BJH wenigstens auf ’ner Live-Platte zwischendurch mal ein Witzchen reißen würden, denn so muß man nach vier Seiten „Live Tapes“ anschließend unbedingt ’ne lustige Platte auflegen. Wie gesagt: Schwerblütig schwermütig. Und das in so einem Sommer.