Ijahman – Haile I Hymn
Hinter dem religiös motivierten Namen Ijahman verbirgt sich ein sehr lieber Mensch aus Jamaika, der lange Jahre in verschiedenen Ländern Europas gelebt und den Reggae nun ein Stück vorangebracht hat. Nicht etwa, weil er schon morgens um sieben – noch vor dem Frühstück – in der Bibel liest und dazu einen Joint raucht das gibt es in JA ja häufiger. Fortschritte erzielt hat er vielmehr, indem er den jamaikanischen Drang zum kurzen Song gesprengt und den Reggae-Rhythmus und die Reggae-Mentalität mit weitausholenden Melodiebögen verbunden hat, die Platz lassen für sich langsam aufbauende und immer intensiver werdende Instrumentalparts. Gitarre, Keyboards und Bläser können hier Stimmungen erzeugen und ausleben . mit kleinen Detailverschiebungen Akzente setzen und dem jeweiligen Song durch sinnliche und sensible Improvisationen Leben verleihen. Ijahman selbst gebraucht auch seine Stimme nahezu wie ein Melodieinstrument und singt von Dingen, die wir hierzulande nicht so recht nachvollziehen könen – die Religion der jamaikanischen Rastas ist weit. Aber es ist im Grunde auch der Sound, der die Faszination ausstrahlt und der mich irgendwie an alte Songs der Grateful Dead oder der It’s A Beautiful Day erinnert.
Dem Lebenslauf Ijahmans entsprechend klingt die ganze Platte sehr europäisch, und selbst der Reggae-Rhythmus pocht nicht so stark im Vordergrund, wie man es gewohnt ist. Aber das dürfte uns weißhäutigem Rockvolk den Einstieg nur erleichtern, ebenso wie die sehr melodische und oft melancholische Grundstimmung der vier Songs dieser LP. Na, ein wenig Sehnsucht macht sich ja ganz gut an lauen Sommerabenden.
Begleiter Ijahmans sind übrigens eine ganze Reihe bester Session-Leute aus Jamaika: Willie Lindo und Earl Chinna Smith spielen zusammen mit Del Richardson von Osibisa Gitarre, Tarzan Nelson sitzt am Piano, Sly Dunbar am Schlagzeug, Robbie Shakespeare und Lloyd Parks pumpen am Baß. Daneben mischt mit Nicht-Rasta Steve Winwood aus dem kühlen London. Und standhaft hält sich das Gerücht, auch Eric Clapton habe auf „Haile I Hymn“ ein Gastspiel gegeben.
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