The Kinks – Misfits
Die Kinks machen es der jüngeren Fan-Generation wirklich nicht gerade leicht: Während wir Älteren in neueren Kinks-Alben immer wieder „den Sound von damals“ nachempfinden können, müssen die Jüngeren ohne diese Basis gewonnen werden und dies fällt in einer Zeit von Disco-Geplärre und New Wave-Attraktionen schwer, weil die Kinks („Misfits“ beweist es aufs neue) quasi seriös, distinguiert und verhalten daherkommen. Zwar finden sich unter den zehn „Misfits“-Songs etliche dreiviertelschnelle Rocker, doch nirgendwo dröhnt die Sache, knallt einem ein bestimmtes Riff gnadenlos ins Ohr, was für direkte Aufmerksamkeit sorgen würde.
Nein, erst beim dritten Hören schleichen sich die Kinks herein, dann jedoch für längere Zeit. Seite eins der LP ist prachtvoll gelungen, mit dem abwechslungsvollen „Misfits“, der ebenso interessant strukturierten „Rock’n’Roll Fantasy“, dazu zwei Losgeh-Nummern wie „Live Life“ und die Hymne an Heuschnupfengeschädigte, „Hay Fever“.
Seite zwei wirkt etwas schwächer, obwohl hier mit „Black Messiah“ die letzten zehn Kinks-Jahre mit einer musikalischen Büroklammer zusammengezwickt werden: Zum aktuellen Reggae-Rhythmus fahren die Kinks – wie häufig früher schon – ihre vom Vaudeville entlehnten Bläser auf. Fih Kinks-Kenner dürfte dies der Schlüsselsong des Albums sein. Und für Kinks-Freunde gehört „Misfits“ (von herrlichen Melodien bis zu Ray Davis‘ Schnarcherstimme fehlt nichts!) wie ich meine zur Pflicht.