Eberhard Schoener – Flashback

„Flashback“ ist laut seinem Schöpfer, dem Münchner Komponisten, Dirigenten und Elektroniker Eberhard Schoener Abschluß einer Trilogie: „Bali-Agung“ und“Trance-Formation“ waren die Vorläufer. Und tatsächlich wird nach den exotischen Ausflügen nach Bali und in die Meditation, nach Erfahrungen mit dem Leser und nach Amerika hier die Rückkehr nach Deutschland beschrieben. Auf der A-Seite „Aus der Neuen Welt“ verarbeitet Schoener seine USA-Eindrücke; deshalb geht es logischerweise erst mal mit Concorde-Überschall auf „Trans-AM“ los, dominieren Technik, Disco und Computer-Klänge des Synthesizers, während auf der B-Seite „Aus der Alten Welt“ eine fast beschauliche, klassische, romantische Stimmung vorherrscht.

Abgesehen von der ungewohnt lockeren und melodischen Handhabung der Elektronik, die sich geschmackvoll zwischen Experiment und Kommerzialität bewegt, besticht durchweg die unfaßbare Stimme von Sting, dem Bassisten. Dieser Mann läßt Töne bis zu den schwindelndsten Höhen derart selbstverständlich leicht und unverkrampft herausperlen, daß man dabei erst mal an einen Trick glaubt. Man könnte Sting glatt für ein neues Instrument, ähnlich dem Vocoder, halten. Hier wurde eine der melodischen Elektronik entsprechende Stimme gefunden! Man höre sich nur „Only The Wind“ oder „Flashback“, mit den verwehtverlorenen Chören, an. Dazwischen wagnerianisch anmutende Bläser, die in „Flashback“ zum klassischen Finale „Epilogue“ blasen. Klar, wir sind wieder daheim angekommen. Doch dazwischen (nicht überhören!), das kurze und schöne „Powerslide“, wie ein seliger Drachenflieger drudelnd.

Seite 2 basiert auf der Filmmusik zu Niklaus Schillings „Rheingold“ mit drei Stücken „Rhine-Bow“, „Loreley“ und „Magma“. Letzteres, wegen der veränderlichen Stimmungen, mein Lieblingsstück. Schoener hat das Kunststück fertiggebracht, unsere deutsche Mentalität in all ihrer Widersprüchlichkeit zu Musik von internationalem Format zu verarbeiten. Das zeigt auch die bunte Liste seiner Musiker von Andy Summers (Gitarre), Olaf Kubier (Saxophon), Hansi Stroer (Gitarre, Piano) und Stewart Copland (Drums) bis zum Orchester der Münchner Kammeroper an. Wer ein solches Talent, fernab von melodischen Trends und doch für jede Klangwelt offen, ignorieren kann, der muß an der noch immer weitverbreiteten nationalen Desperado-Krankheit leiden. Manchmal ist Selbstbewußtsein eine Sache des Geschmacks. Und dieses Album ist eine neue Dimension der deutschen Rockmusik.