Die gläserne Zelle
Der Regisseur hat in seinen letzten Filmen hohe Literatur ins Kino gebracht, er heimste mit Ibsens „Wildente“ und Anzengrubers „Sternsteinhof“ Beifall bei den Kritikern. Nun, nach zwei ernsten klassischen Stücken, wird er populärer. Geissendörfter nahm sich einen – schwachen – Kriminalroman der ausgezeichneten Autorin Patricia Highsmith (Regisseur Wim Wenders fand bei ihr schon den „Amerikanischen Freund“) vor und baute ihn zur „Gläsernen Zelle“ um. Darin spielt Helmut Griem einen Architekten, der nach fünf Jahren unschuldig erlittener Haft wegen Unterschlagung zu Sohn und Frau zurückkehrt. Und zwar wie uns ausführlich gezeigt wird, am ganzen Körper braungebrannt. Im Gefängnis wurde er wohl mit Höhensonne verwöhnt?! Doch das bleibt nicht die einzige Ungereimtheit in diesem langatmigen, oberflächlichen Film.
Die Krimihandlung entwickelt sich daraus, daß die liebende Gattin, wie er bald erfährt, sich mit seinem besten Freund getröstet hat. Und dann taucht da wiederholt der alte Widersacher auf, der möglicherweise die 300.000 DM eingesackt hat, deretwegen der schmucke Baumeister verurteilt wurde. Das Schicksal nimmt, nach langem Anlauf, endlich auch seinen Lauf und es bleiben zwei Tote auf der Strecke. Per eine hingemordet im Zorn, der andere mit kühler Überlegung im fröhlichen Trubel einer Frankfurter Äppelwoi-Wirtschaft.
So ein Mord – mehr noch aber zwei – festigt natürlich die Liebe. Jedenfalls steht zum Schluß Brigitte Fossey treu zu Helmut Griem. während sie die anderthalb Stunden zuvor eigentlich immer nur in wechselnden Dekorationen dekorativ herumgestanden hat, meist in einer teuren 150-Quadratmeter-Wohnung. Wer bezahlt die? Der Architekt als Verurteilter ist gepfändet, sie als Buchhändlerin könnte sich allenfalls eine Sozial-Wohnung leisten. Wie es scheint, hat Geissendörffer leider mit schnellem Geld eine schnell verderbliche Ware für’s Kino hergestellt. Zelluloid ist halt geduldig.
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