Missus Beastly – Space Guerilla
Der Schneeball rollt aus der Sauerkrautprovinz in internationale Reviere. Nicht nur juristisch, indem er beim amerikanischen Mediengiganten CBS aneckte und der den Plattenselbermachern das Etikett „April“ verbot, sondern auch musikalisch, wie das elfte Schneeball-Album beglaubigt. Rhythmisch vor allem hat sich Missus Beastly mit Jan Zelinka am Schlagzeug ganz schön gelockert. Und der Baß von Locko Richter zieht dröhnend direkt in die Bauchhöhle. Der Sound zwischen den Instrumenten ist fair ausgepegelt, etwas heller funkelnde solistische Brillanz hätte aber nicht geschadet. Friedemann Josch verfügt über einen selten weichen Ansatz an Flöte und Sopransaxophon besonders in langsamen Passagen. Bloß Burkhard Schmidt hat am Klavier die für solche Momente fruchtbare gelassene Einstellung nicht gefunden, dafür hext er an der Orgel auf schnelleren Strekken umso flinker. Einstimmig arrangierte Abschnitte, so simpel fast wie Abzählreime, stellen von Zeit zu Zeit, von Stück zu Stück, den Konsens innerhalb der Gruppe und von der Gruppe zum Hörer her, nachhaltig verstärkt durch aufreizende Wiederholungen. Unkompliziert geht die Musik an die Nerven und in die Beine. Was ich aber am meisten schätze, das ist die unbelastete, spontane Frische. Sowas ist Mangelware in dem heutigen Wust an stromlinienförmiger Plastikware. Missus Beastly wirft den Schneeball gegen 18 Mark (einschließlich Versand) rüber von 3429 Lütgenhausen.
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