Stranglers – Black And White
Um PR-Gimmicks waren die Stranglers noch nie verlegen (vgl. Bericht in diesem‘ Heft). Ihre neue Platte macht da keine Ausnahme: „Black And White“ heißt sie, ist grafisch ebenso gestaltet und als Zugabe zur schwarzen Langrille mit einer weißen Gratis-Single versehen allerdings nur in limitierter Auflage, leider. Denn die Single dokumentiert ein Stück Bandvergangenheit, mit einer Bearbeitung von Burt Bacharachs „Walk On By“ sowie den rockenden, rollenden und swingenden Pub-Parodien „Mean To Me“ und „Tits“. Jetzt wißt ihr, wieso vor zwei Jahren niemand zu unseren Konzerten gekommen ist“, kommentiert Hugh Cornwell sarkastisch das witzige Guildford-Stranglers-Revival. Die aktuelle LP nämlich ist fürwahr aus anderem Holz geschnitzt. „Rattus Norvegicus“, das Debütalbum, hatte noch hauptsächlich durch melodische Qualitäten bestochen. „Black and White“ nun tut es durch eine eigenartige Paarung von Motorik und Exzentrik, durch die totale Übersteigerung gruppentypischer Spielarten.
J.J. Burnels unverwechselbarer, trocken-röhrender Baß hat sich zum dominierenden Leadinstrument gemausert, und Hugh Cornwell rezitiert mit lässigschrägem Sprechgesang obskure, makabre Lyrics über Tod und Nacht und Blut (Songtitel). „When you’re walking on the streets at night/Turn around and die of fright/ What’s that in the shadows“ heißt es da im absoluten Nonplusultra des musikalischen Horror-Impressionismus: J.-J.’s Baß schürt einmal mehr akustische Panik, knurrt und faucht, als würde er von Tarantula persönlich bedient.
Nie gehörte Instrumentalakzente in den ausgefallenen Intros der einzelnen Stücke sind es vor allem, die dies Album hörenswert machen – wenn auch die Extravaganz der einleitenden Riffs bisweilen in nachfolgender Monotonie zu ertrinken droht.