Alto Pappert – Alto
Es liegt nahe, diese Platten gemeinsam zu rezensieren: beide präsentieren jazzigen Rock/rockigen Jazz; beide stammen aus Ländern, die diese Stilart nicht gerade erfunden haben und auf beiden singt je eine Dame – Ellen Meier bei „Alto“, Sylvi Lillegaard auf „Flying Colours“. Doch hier beginnen bereits die Unterschiede, denn wo die Norwegerin Sylvi im Sinne von Flora Purim Wert auf glockenreine Phrasierung legt, was immer die Gefahr sterilen Singsangs birgt, laviert Ellen aus der BRD irgendwo zwischen Maggie Bell und Dee Dee Bridgewater – offenbar noch leicht unentschlossen, doch bereits sehr interessant. Diesen unterschiedlichen Faden könnte man weiterspinnen: Ruphus‘ dritte LP klingt wie Nr. 1 und Nr. 2, also routiniert, ausgewogen, enorm harmonisch und mit vielen, wenngleich teilweise vorhersagbaren Ecken. Moogund Synthi werden geschmackvoll, ohne Effektheischerei eingesetzt, Sängerin Sylvi schmiegt sich meist glänzend in den Instrumentalrahmen ein. Mithin: Alles austariert, ohne Mätzchen und Fehler – nur, Unerwartetes oder Aha-Effekte oder Aus-dem-Sessel-Hebendes sucht man bei Ruphus vergebens.
Eben damit wartet der frühere Kraan-Saxophonist Johannes „Alto“ Pappert in reichen Maße auf: Kaum ein Song, in dem nicht gleich mehrere Gimmicks hellhörig machen. Dies macht den ansonsten durchweg flüssigen Jazzrock des sich selbst meist zurückhaltenden Alto noch edler, noch vielfältiger, noch spaßiger. Mitgeholfen haben dabei etwa Zabba Lindner, Peter Wolbrandt, Jan Fride, Helmut Hattler, Andreas Göldner und Bernd Kiefer. Und schon jetzt kann man auf gewisse Weise über den Exitus von Kraan glücklich sein, denn Helmut Hattler’s „Bassball“-Album und Alto Pappert’s „Alto“ geben mindestens so viel her wie jedes Kraan-Werk. Man kann sich wohl auf Soloalben von Peter Wolbrandt und Jan Fride jetzt schon freuen. 3 (Ruphus) 4 (Pappert)
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