British Lions

„Power Pop nennt man das wohl mittlerweile, was sich da zwischen New Wave und Middleof-the-road als umsatzträchtiger letzter Schrei breitzumachen beginnt. Die Motors haben dieMarschrichtung angegeben, und die wesentlich kommerzielleren British Lions kurven jetzt aus dem Nichts heraus mitten hinein in die musikalische Marktlükke. Beim ersten Stück („One More Chance To Run“) sind die Parallelen zwischen beiden Bands nicht zu überhören, wenngleich die Lions weniger auf pure Energie als vielmehr auf produktionstechnische Cleverness setzen: pfiffige Arrangements, ausgebuffte Instrumental-Effekte, überraschende Miniatur-Soli und allerlei Stereo-Tricks verdichten sich bei ihnen bisweilen zu einer Art akustischem Prickelpitt. Was nicht verwundert, wenn man weiß, daß alle Beteiligten alte Studiofüchse sind: Sänger und Songwriter John Fiddler stammt von der Gruppe Medicine Head, Morgan Fisher (keyb), Ray Mayor (g), Buffin (dr) und Overend Watts (b) hatten allesamt mal was mit Mott zu tun.

Aber genau an diesem Punkt liegt der Hund begraben: beim Durchhören beschleicht einen der Verdacht, daß sich hier fünf in Ehren angegraute Rocker die Chance ausgerechnet haben, im musikalischen Modesog eine flotte Mark zu machen. Mit Produktions-Gimmicks läßt sichaber kaum kaschieren, daß die britischen Löwen den Biß eines Papiertigers haben. Die artverwandten Fabulous Poodles etwa machen mit der Hälfte des Aufwands doppelt so frische Musik. Überdies stören drei Songs das ansonsten passable Gesamtbild: „Break This Fool“ ist einfach zu dick auf Buddy Holly frisiert, „Wild In The Streets“ wird niemand mögen, der Garland Jeffreys Original im Ohr hat, und „International Heroes“ von Rock-Chameleon Kim Fowley schließlich ist mit Mott-Metrik unterlegte und Boston-Bombast verbrämte BCR-Trivialität. Zwei Punkte für die Substanz, ein zusätzlicher für die Verpakkung – damit müssen die britischen Löwen zum Auftakt zufrieden sein.