Little Feat – Waiting for Columbus
Little Feat haben eine Menge hervorragender Studio – LP’s herausgebracht; gleichwohl wurden sie immer erst dann unschlagbar, wenn sie in guter Laune vor einer eingeschworenen Fan-Gemeinde auf der Bühne standen. Ihr spektakuläres Konzert bei der ersten deutschen TV-Rocknacht im vergangenen Jahr war gut und doch nur ein Vorspiel für den Auftritt, den sie kurz darauf in London abzogen: da kippte auch der letzte Hinterwäldler aus den Schuhen. Tja, und dieses geschichtsträchtige Ereignis gibt es nun tatsächlich als Doppelalbum, gekoppelt mit nicht minder aufregenden Aufnahmen, die nach dem Londoner Gig in Washington mitgeschnitten wurden.
Die 17 Songs des Live-Albums erschienen mit einer kleinen Ausnahme („Don’t Bogart That Joint“ aus dem Film „Easy Rider“) bereits auf früheren Little-Feat-Platten; wer die Gruppe jedoch kennt, weiß, daß dies eher reizt denn abschreckt. Denn die Stücke der sechsköpfigen US-Band leben, enthalten viele Freiräume für Improvisationen, und selbst die eingeschliffenen Hauptthemen und wichtigsten Riffs klingen immer wieder anders. Wenn man diese Band hört und erlebt, mit welcher Intensität und welchem Können sie das Erbe der weißen Rhythm & Blues-Gruppen und speziell der Rolling Stones weiterentwickelt hat, dann fragt man sich, wieso die Rockmusik Mitte der siebziger Jahre eigentlich in solch eine Krise hineingeschlittert ist. Little Feats trickreich verschleppte Rhythmen, der schwerblütige Sound, die Virtuosität aller Bandmitglieder und speziell die grandiose Stimme von Lowell George begeistern stets aufs neue. Dies ist ein beispielhaftes Rock-Live-Album, gewürzt übrigens noch durch die Tower Of Power-Bläser und ein Solo von Mick Taylor. Auch die technische Aufnahmequalität und die eingefangene Konzertatmosphäre lassen kaum Wünsche offen: it’s only rock’n‘ roll, aber es tut so gut!
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