John Coltrane – The Other Village Vanguard Tapes
Alle redeten immer nur davon, jetzt sind sie endlich da, die legendären „anderen“ Live-Bänder von John Coltrane aus dem Village Vanguard von 1961. Coltrane, der 1967 starb und nach dem Tod von Charlie Parker ein Jahrzehnt lang die Entwicklung des Jazz wie niemand sonst vorangetrieben hatte, spielt hier mit McCoy Tyner, Jimmy Garrison und Reggie Workman, Ervin Jones, Ahmed Abdul Malik und Garvin Bushell (Kontrafagott!). Allein die zwei Takes von „Spiritual“ mit aufwühlendem Gospel-Groove (besonders der längere) sind ihr Geld für vier Plattenseiten wert. Vor allem wegen Eric Dolphy. Wie der nämlich an der Baßklarinette schon den ersten Chorus angeht, mit Schreien, die einen die Haut frieren lassen, und wie er später ein fast archaisches Bluesfeeling modern verarbeitet. Coltrane selber umkreist das Thema wie ein Wünschelrutengänger, entfernt sich davon, nähert sich ihm wieder über die Harmonien. Dieses ständige Suchen, Ausbrechen aus der Form und dennoch nicht von ihr lassen mögen, das ist Coltranes ganz persönlicher Blues, den nicht nur Coltrane-Freaks spüren.
Nur daß das Portrait von Coltrane auf dem Cover seitenverkehrt gemalt ist, das ist ein ärgerlicher Lapsus.
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