Crosby & Nash – Live

Als Songschreiber zeigen David Crosby und Graham Nash nur begrenztes Talent, mißt man ihre Songs an denen ihrer Weggefährten Stephen Stills (in seiner besten Zeit vor mehr als 6 Jahren) und Neil Young (ungebrochen seit nunmehr 10 Jahren). Ausnahmen von dieser Regel findet man hin und wieder bei David Crosby. Als Leadsänger neigen sowohlCrosby als auch Nash in den letzten Jahren dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen und Lautstärke mit Intensität im Ausdruck zu verwechseln. Die eigentliche Qualität des Duos liegt in einem exzellenten Harmoniegesang, der auf diesem Live-Album jedoch nicht gerade wirkungsvoll zur Geltung kommt.

Das Hauptmanko der Platte liegt in der Songauswahl, die die melodisch prägnantesten Kompositionen der beiden, etwa „Military Madness“, „Carry Me“, „Southbound Train“ oder „Guinnevere“, unberücksichtigt läßt. „I Used To Be A King“, „Immigration Man ‚ und „Fieldworker“ werden von Crosby, Nash und ihrer Band (David Lindley, Craig Doerge, Tim Trummond und Russ Kunkel) zwar mit einigem Rock’n‘ Roll-Feeling präsentiert, kommen jedoch reichlich grobschlächtig daher. Crosbys „Foolish Man“, „Lee Shore“ und „Page 43“ fallen allesamt in die Kategorie Un-Songs: Melodiefetzen sind nur peripher erkennbar. Bleiben noch Nashs „Simple Man“ – gut gesungen, doch der intim instrumentierten Studioversion eindeutig unterlegen -, „Mama Lion“ – immerhin einer der besseren Nash-Songs in einer überzeugenden Interpretation -, und schließlich neuneinhalb Minuten „Deja Vu“: kraftvoll und mitreißend, mit langen Instrumentalimprovisationen; das Vorzeige-Stück dieser Platte.

Eine dringende Notwendigkeit für die Veröffentlichung dieses Albums sehe ich nicht, denn alle Vorzüge des Duos genießt man besser auf seinen Studio-LP’s.