Ultravox! -Ha!-Ha!-Ha!
Während wir noch immer schaurig-romantische Science-fiction-Romane von Arthur C. Clarke und Isaac Asimov lesen, obwohl die Zustände bei uns längst literarische Vorstellungen übertroffen haben, präsentiert das junge Quintett Ultravox! aus England zum zweiten Mal in diesem Jahr eine utopische Horrorshow von erschreckendem Pessimismus. Und auch wenn man die Texte teilweise nicht verstehen kann, weil sie leider auch auf diesem Album nicht abgedruckt sind, wird einem angst und bange durch diese unheimlichen, ungeheuerlichen Töne, die wie der Todesschrei eines Riesenrhinozeros‘ durch die Metropolis hallen. Nach all dem, was die fünf Jungs da an Impressionen zu einem düsteren Horoskop zusammengetragen haben, bleibt einem das „-ha! -ha!-ha!“ wirklich im Halse stecken.
Daß man diese Musik dennoch genießen kann, ist eine der perversen Erscheinungen unserer verstandesbetonten Zivilisation, des „Artificial Life“, das Ultravox! so gespenstisch und beängstigend schön besingen. Die Titel dieser Antisongs geben aneinandergereiht schon genug Assoziationen für einen futuristischen Roman. Da geht es mit dem vermeintlich fröhlichen „Rockwrok“ los, dann folgt „Frozen Ones“, wo jede gefällige Tonfolge einfriert, erstarrt und das auslöst, was „Fear In The Western World“ ausdrückt, ein Glanzstück über unseren Müllplatz ‚Westliche Kultur‘, Kapitel 20. Jahrhundert. Auf Seite 2 folgt „Man Who Dies Every Day“,eine tragisch-komische Ballade über die Verlorenen und Einsamen unserer Wegwerfgesellschaft, für die sie nicht mehr wert sind als eine leere Coladose. Nach „Artificial Life“ dann die erstaunte Feststellung „While I’m Still Alive“. Und zum Schluß der Anfang vom Ende, „Hiroshima Mon Amour“, wo der Einfluß von Kraftwerk und Tangerine Dream auf dieser LP am deutlichsten hervortritt – doch genau wie auch bei David Bowies „Heroes“ mit einer Dämonie und Kälte, deren Übertriebenheit ins Gegenteil umkippt, in wehmütige Gefühle und Trauer, betont durch das eingesetzte Saxophon. Wer sich durch dieses ausweglos erscheinende Klanglabyrinth durchgehört hat, der ist so froh und erleichtert wie beim Aufwachen nach einem Alptraum und seufzt: „Mein Gott, wir sind noch einmal davongekommen!“ Sind wir das wirklich?