Michael Rother – Flammende Herzen

Obschon von einem Zwerg-Label vertrieben, scheinen Michael Rothers „Flammende Herzen“ der Deutsch-Rock-Renner der Saison zu werden. Ob er es seinen Kraftwerk-Kollegen auf dem internationen Markt gleichtun wird, bleibt abzuwarten möglich jedenfalls wär’s! Denn der 26jährige Multiinstrumentalist, der 1971 bei Kraftwerk eingestiegen war, von 1972 bis 1975 der Gruppe Neu! angehörte und (zeitweise parallel dazu) seit 1973 bei Harmonia mitmischt, hat eines der schönsten Elektronic-Alben eingespielt, die die „Kraut-Szene“ je hervorgebracht hat. „Flammende Herzen“ steht unleugbar in der Tradition all jenerprototypischen Elektronik-Formationen, denen Michael Rother bislang angehört hat. Die Ausgereiftheit der Realisation jedoch hebt sein Opus um einiges über diese musikalischen Wegbereiter hinaus. Zurnal hier gottlob auch kein Synthesizer-Neurotiker am Werk war, der sich mit Sphärengejaul und Trickkisten-Remmidemmi zu profilieren versucht.

Rothers Musik ist trivial im besten Wortsinn, von einer bezaubernd-einfachen Melodieführung, die zwischen Poesie und Pathos sich bewegt, aber geschmacklich nie entgleist. In jedem der fünf Stücke (von denen der Titeltrack und „Karussel“ besonders fesseln) wird zunächst in karger Instrumentierung das Thema vorgestellt, dann unterstrichen, immer mehr erweitert und zu Kaskaden des Schönklangs aufgebauscht, um dann wieder irgendwo zu verebben. Zu den kristallklar perlenden Gitarren- und Synthesizertönen kontrastiert auf reizvolle Weise ein monotoner, roboterhafter Rhythmus, der teilweise auf elektronischer Perkussion, teilweise auf der Mitwirkung Jaki Liebezeits (Can) basiert. Was die „Flammenden Herzen“ darüberhinaus auszeichnet, ist die Tatsache, daß ihre unaufdringliche Art einfach jedem Zeitgenossen gefallen wird, gleich welcher musikalischen Geschmacksrichtung oder welchen Alters. Denn dieser Sound bringt das Kunststück fertig, alle Sinne zu fesseln und trotzdem so entspannt aus den Rillen zu laufen, daß er purer Balsam für heavy-strapazierte Nervenkostüme ist.