Supertramp – In Living Black And White

Der Einstieg verführt zu Lobeshymnen: „Give A Little Bit“, der erste Song der fünften Supertramp-LP, ist eine tolle Nummer, ein Ohrwurm mit einer antörnenden rhythmischen Linie, die von akustischen Gitarren verstärkt und in den Vordergrund gedrängt wird. Doch damit haben wir auch schon das Ende des originellen Teils dieser Platte erreicht: In den sechs nachfolgenden Titeln beutet die Band ihr geniales drittes Album („Crime Of The Century“) aus und schreckt nicht einmal davor zurück, komplette Songstrukturen, einprägsame Akkordwechsel und eingängige Melodien beinahe haargenau zu übernehmen.

Weil „Crime Of The Century“ eine der besten Longplayer der siebziger Jahre war, ist der Abklatsch sicher kein schlechtes Album – die Mischung aus theatralischem, melodischem Rock und eingängigen, handfesten Pop-Zutaten bringt noch immer faszinierende Klangbilder hervor; der Sound durchtränkt den Zuhörer wie ein kräftiger Sommerregen, und die handwerkliche Qualität dieser Musik ist immer tadellos. Doch während Supertramp früher ökonomisch genau kalkulierte Vielfalt und Fülle bot, eingepaßt in einen großartigen dramatischen Rahmen, macht sich nun häufig Langeweile breit („Downstream“, „From Now On“), geraten Arrangements mal zu monströs, mal reichlich seicht: Ideen von gestern so aufzukochen oder aufzubraten, daß sie wieder taufnsch schmecken, gelingt auch guten Köchen höchst selten.