„Produced by David Bowie“ , prahlt das Cover. Ein anderer Zusatz-Sticker wäre genauso wichtig gewesen: „No Punk!“. Denn Iggy Pop (30), der unverstandene Sado-Schreihals der endsechziger Jahre, hat längst seinen unfreiwilligen Ehrenplatz im Reliquienschrein aller Punk-Rock-Pilger dieses Globus. Schon überlegt die Hamburger WEA, ob sie die verstaubten Elektra-Platten „Stooges“ und „Funhouse“ (1969/1970) nicht in Deutschland wieder anpressen soll – als Import sind sie ohnehin schon zu haben. Aber: Brachialgetöse und Banalgestammel der Ur-Stooges hat der ’77er „Idiot“ nur in einem Fall voll rübergerettet – im Titel „Funtime“.

Sollte jetzt indes in manch gestandener Masochistenseele die Befürchtung aufkeimen, unser alter Iggy sei plötzlich normal geworden, kann ich nur sagen: weit gefehlt, gottlob! Der textliche Unfug, den das Autorenteam Pop/Bowie lässig über die Rillen streut, ist ebenso haarsträubend wie die Musik bisweilen dilettantisch. Inzest-Phantasien im aufreizenden Sprechgesang („Sister Midnight“) wechseln mit autobiografischer Primitivrock-Nostalgie. („Dum Dum Boys“) und den unerträglichen jaulenden Dissonanzen vergeblicher Identitätssuche („Mass Produktion“). Als entscheidend aber ist festzuhalten: Iggy Pop ist zum totalen Musik-Trabanten des „Frank Sinatra des Rock“ (Bowie über Bowie) geworden. So kann es denn passieren, daß Iggys „China Girl“ genau der traumhafte Song ist, den ich auf Bowies „Low“ vermißt habe, ein groteskes Melodram mit Bowietypischen, pathetisch-zerdehnten Schlußakkorden. Nach Punktenkann man so eine Platten-Paranoia schlecht auszählen: für Iggy- oder Bowie-Liebhaber jedenfalls dürfte sie fünf Sterne wert sein. Normalverbraucher allerdings sollten sich vorm Zuhören anschnallen.