Cat Stevens – Izitso

Als Cat Stevens 17 war, arbeitete er für die Hitfabrik „Matthew & Son“, hätte sich bald darauf am liebsten ein Gewehr genommen, da ihm der Betrieb auf die Nerven fiel. Dann kam für ihn die Phase der Verinnerlichung mit wunderschönen melancholischen Songs, und immer blieb ihm der Horror davor, als Star verbraucht zu werden. Vielleicht wollte er deshalb sein neues Album von vielen Schultern tragen lassen, reiste er durch die USA und nach Holland, um aufzunehmen und zu produzieren, holte er 23 Mitwirkende, darunter auch den großen Keyboardmann Chick Corea. Welch ein Aufwand!

Obwohl Cat Stevens so schnell wohl nicht unter das Prädikat „gut“ abrutschen kann, fiel diese LP enttäuschend aus. Nicht nur, daß man sich aufgrund der Produktions-Odyssee und des Musikeraufgebotes mit übertrieben hochgesteckten Erwartungen auf das Album stürzt – bei „Izitso“ fehlt es ganz einfach an Tiefe. Tendenzen der lockeren Verspieltheit von „Numbers“ tauchen zwar auch hier wieder auf, nur wirken sie oft unkonzentriert. So viel Oberfläche ist man von Cat Stevens sonst nicht gewohnt. Sogar in seiner früheren Hit-Phase veröffentlichte er plastischere Songs, als sie zum Teil auf diesem Album zu finden sind. Liegt es vielleicht an der verführerischen amerikanischen Studio-Atmosphäre, daß er plötzlich Aalglattes abspulen läßt? Perfekt und oberflächlich zugleich zu arbeiten, ist ja eine Spezialität des amerikanischen Musik-Marktes. Der Name Chick Corea bedeutet für das Album sicher nicht mehr als ein attraktiver Blickfang unter den Credits. Sein E-Piano-Solo auf „Was Dog A Doughnut?“ (übrigens einer der feinsten Titel) ist sehr relaxt, doch bleibt die Frage, ob Steven’s alter Keyboard-Hase Jean Roussell das nicht ebenso hinbekommen hätte. „(I Never Wanted) To Be A Star“ ist eigentlich das einzige Stück mit gewohnter Stevens-Qualität. Eine Bilanz seiner Karriere, die textlich und musikalisch Hand und Fuß hat. „Old Schoolyard“ (hier singt er mit Elkie Brooks im Duett) erinnert an den Cat Stevens der ersten Stunde. Ganz hübsch hört sich „Sweet Jamaica“ an. Ein Titel, der noch zu retten gewesen wäre, hätte man ihn nicht überarrangiert. Die gelackten Streicher-Arrangements von Gene Page, der seine Routine bei Barry White vertiefte, halten sich zwar dezent im Hintergrund, verwässern jedoch Steve’s Personality. Diese LP erweckt manchmal den Eindruck, als würde er sich unbewußt in das Fahrwasser allzu geschmeidiger Entertainer begeben. „We’re getting older as time goes by“, heißt es in „Child For A Day“ und „We are the men who fight for nothing, we are the men who fight without aim.“ Das Pulver ist fast verschossen; das, was ihn bewegt (oder bewegte?), in vielen Liedern gesagt. Jetzt scheint er an dem Punkt angelangt zu sein, wo es heißt, sich selbst möglichst naturgetreu zu konstruieren. Und ein konstruierter Stevens ist niemals ein echter Stevens.