Bugsy Malone

Bemerkenswert an diesem Gangster-Musical, das 1929 in New York spielt, ist nicht seine Handlung, sondern seine Darsteller: Kinder, ausschließlich Kinder. Wenn dieser Streifen daher Anklang beim jugendlichen Publikum finden wird, heißt das allerdings noch nicht, daß er nur für dieses gemacht ist. Denn Kindern wird bei der Betrachtung eines fehlen: die Liebe zum klassischen Gangsterfilm, nach dessen Klischees Regisseur Alan Parker das Buch geschrieben hat. Bugsy (Scott Baio), ein gutmütiger Herumtreiber, und seine „Flamme“ Blousey (Florrie Dugger) suchen Reichtum und Ruhm in einer Stadt, wo Depression, Prohibition und der Bandenkrieg zwischen den rivalisierenden Gangsterbossen Fat Sam und Dandy Dan die Szene beherrschen – ein Gerüst, das ebenso dem Paten wie ungezählten Humphrey Bogart-Filmen als Grundlage hätte dienen können.

Und die Zusammenstöße zwischen den Gangstern finden natürlich an vertrauten Plätzen statt: im Friseursalon, in der Wäscherei, im Cafe. Aber: Die Limousinen, die über das nasse Pflaster brausen, werden mit Pedalkraft angetrieben, und als Munition fliegt Schaum aus den Maschinenpistolen wie Sahnetorte in die Gesichter der Opfer. So eingeschäumt, erstarren die kleinen Darsteller in klassischer Cartoon-Manier und sind weniger tot als vielmehr disqualifiziert für den Rest des Films. Am Ende liefert sich die ganze Besetzung einen Tortenkampf, aus dem alle – gleichermaßen eingeseift – hervorkommen und jede Feindschaft vergessen.

Alan Parker hat diesen Spielfilm, seinen ersten übrigens, ohne Stars und ohne viel Unterstützung, dafür mit umso mehr Enthusiasmus, Humor und Charme in Szene gesetzt. Die Kostüme, weite Anzüge und Feder-Kleider der Zwanziger, wirken perfekt, und manchmal glaubt man wirklich, Gangster und verführerische Ladies vor sich zu haben. Die Dekorationen und die Autos mit ihrem Fahrradantrieb sind geradezu genial. Doch bei aller Künstlichkeit wirkt der Film sehr authentisch. Die erste Musical-Nummer zum Beispiel (die Musik schrieb Paul Williams) besticht nicht nur durch die Tänzer und die Musik, sondern auch durch die vielfältigen Publikumseinstellungen, Gesichter und Gesten von Kindern unter zwölf, die vorsichtig an ihrem Drink nippen und distanziert die Show beobachten und dabei ungeheuer überzeugend wirken.

Nicht immer paßt die Musik von Paul Williams jedoch so gut zur Darstellung der Kinder. Wenn ein kleiner Negerjunge in Soulsänger-Manier darstellt, wie traurig sein Leben als „Putzmann“ im Lokal des Gangsterbosses ist und er dabei den Besen rhythmisch schwingt, wirkt er nicht sehr glaubhaft. Ganz anders dagegen Tallulah, Sängerin und Gangsterbraut von Fat Sam, im Film dargestellt von Jodie Foster, die in Scorseses „Taxi Driver“ noch überzeugend eine kindliche Prostituierte verkörperte. Sie ist mit ihren dreizehn Jahren schon so ein Vamp, daß es scheint, sie wäre schon mit Humphrey Bogart fertiggeworden.

Parker beobachtet das Gangster-Genre, daß man seine helle Freude hat. Überall bringt er Anlehnungen an große Vorbilder: bei der Eröffnungsszene, wenn ein Flüchtiger in eine Sackgasse stolpert und die Schatten seiner Verfolger sich über das Pflaster ziehen, beim Sonntagsausflug des jungen Paares, der an „Bonnie and Clyde“ erinnert. Auch wenn manchmal die Klamaukszenen überhand nehmen, stellt der Film daher eine gelungene Satire dar.