Leon & Mary Russell – Wedding Album
Das Cover verheißt schon Schlimmes: Ein fett gewordener Leon Russell hält eine schwarze Schöne im Arm: seine Frau Mary. Beide Seiten ihres Hochzeitsalbums hintereinander anzuhören, ist schon fast eine Zumutung. Die gehässigen Kommentare, die mir bei dieser Gelegenheit eingefallen sind, will ich lieber für mich behalten. Warum mußten die Beiden ihre Flitterwochen auch ausgerechnet im Studio verbringen! Leon scheint hoffnungslos auf dem „schwarzen“ Trip gelandet zu sein. Er hat in letzter Zeit offenbar zu viel Stevie Wonder gehört, aber den erreicht er nie, auch wenn er in Stevies Stil arrangiert und singt. Sein Piano klingt zwischendurch nur noch bruchstückhaft an, er scheint sich ganz auf die musikalische Aussteuer seiner Frau zu konzentrieren, die besser einen Solo-Vertrag bei Tamla Motown unterschreiben sollte. Objektiv betrachtet, muß man ihr schon eine gute Gesangstechnik zubilligen, obwohl ihr Stil Geschmacksache ist. Sie wäre die ideale Partnerin für Marvin Gaye. Leon dagegen kann nur nachahmen, was den anderen beiden vom natürlichen Feeling her gegeben ist. So turteln die zwei scheußlich unharmonisch über zwei lange LP-Seiten: „I Want To Satisfy You“ oder „I Want To Be Your Pillow“, usw. Mit diesem „Wedding Album“ ist Leon, einer der Hauptakteure von Joe Cockers „Mad Dogs & Englishmen“-Tour, musikalisch wohl vollkommen unter die Räder gekommen. Rita Coolidge, die damals auch zu dem verrückten Haufen zählte, ergeht sich mittlerweile ja auch in Sentimentalität. Nur der „kaputte“ Joe hat glaubhaft überlebt.
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