Ian Hunter – All American Auen Boy
Ian Hunter nahm sich für seine neue LP den American Dream vor. Um es gleich vorweg zu nehmen: Hier sind die Texte ausschlaggebend. Die sollte man sich auf jeden Fall vorher durchlesen, wenn man die Musik besser verstehen will. Gospeloder Dixie-Anklänge sowie diverse andere Sound-Klischees, die hier offensichtlich zur Illustration dienen, könnte man sonst für Hunter’sche Geschmacksverirrungen halten. Was natürlich nicht heißen soll, daß dieses musikalische Beiwerk zwischen Rock und Ballade minderwertig sei. Hunters „Sozicgramm“ ist nicht intellektuell, einfach nur ehrlich (manchmal kommt allerdings ein wenig naiv der moralische Zeigefinger), sehr persönlich, vermutlich sogar autobiographisch. Vom marktschreierischen Konsumterror (Gitarrenmarsch!), über „gestrandete“ Jugendliche, Ego-Probleme, dem resignierten Abschied vom alten Rock’n’Roll („…jetzt kommt die Musik der Jugend“) bis hin zur Auseinandersetzung mit Gott spannt sich der Bogen. Auch wenn sich Hunter nicht mit einem Dylan vergleichen kann, liefert er mit seinen Songs eine ernstzunehmende Alternative: Probleme (sozial oder persönlich) in allgemeinverständlichen Worten für ein Publikum, das mit gleichnishaft verbrämter Lyrik nichts anfangen kann. Und die Musik paßt sich an. Für den deutschen Markt hätte man noch eine Übersetzung hinzufügen sollen. – Hier noch Hunters wichtigste Assistenten: der Drummer Aynsley Dunbar, Chris Stainton an den Keyboards, Leadgitarrist Gary Weems und David Sanborn, Alt-Saxophon.