Billy Cobham – Life & Times

Daß heute kaum noch jemand von Baker, Hiseman und anderen sozusagen klassischen Rockdrummern spricht, ist sicher nicht zuletzt sein Verdienst. Und eine Zeitlang sah es so aus, als ob Cobham sich auf dem schmalen Grat zwischen Rock und Jazz halten könnte. Selbst noch nach der Tournee im letzten Sommer und dem „Shabazz“-Album wurde er in beiden Lagern beachtet und akzeptiert; bei den Rockfans wegen seiner enormen Technik, bei den Jazzern als Vorreiter der Emanzipation der Sideman. Inzwischen wurde diese zum Trend, das Kind bekam den Namen „Jazzrock“ und wurde eine kommerzielle Angelegenheit. Und um es kraß zu sagen: für den Jazz war Cobham damit vorläufig verloren. Seine Position nimmt inzwischen Al Mouzon ein, seine ehemaligen Mitspieler wie Gitarrist John Abercrombie sind völlig dem Mahavishnu-Einfluß entwachsen – nur Cobham trommelt weiter fast als Solist, denn nur selten kommen seine Mitspieler zu Takt und Ton. So auch auf „Life & Times“, der inzwischen fünften LP in rund 1 1/2 Jahren. Beweis seiner Leistungsfähigkeit oder Wiederholung eines Erfolgrezeptes? Mir jedenfalls machte es am meisten Spaß, zum langsamen „Song For A Friend“ die Linien der Hand auf der Rückseite des Covers zu verfolgen. Wenn eine Wertung, dann 4 für die artistische Technik und 1 für die musikalischen Ideen.