Chick Corea – The Leprechaun

Jazzrock, seit gut zwei Jahren Schlagwort und Stilrichtung des modernen Jazz, ist mittlerweile selbst in eine Sackgasse geraten. Einst als treibende Kraft von Miles Davis und manchem seiner Musiker ins Spiel der musikalischen Kräfte gebracht, haben es zum Teil die gleichen Leute zur Masche ausgedehnt, musikalisch ausgelaugt und kommerzialisiert. Fast schon ist man der immer gleichen Phrasen, der ständigen Schnellspielerei und anderer pubertärer Leistungsbeweise überdrüssig. Die kreativen Vulkane sind erloschen – so schien es, bis kürzlich das neue Album von Chick Corea erschien, der den Ausweg aus der Sackgasse des Jazzrock noch vor Altmeister Miles gefunden hat. Während Davis sein Heil in neuer Besetzung mit, zugegeben, vielversprechenden Musikern suchte, ging Corea unter Assistenz von Flötist Joe Farrell, Posaunist Bill Watrous und u.a. einem Streichquartett und der Sängerin Gayle Moran musikalisch neue Wege. Ganz kurze Stücke wechseln mit ausgedehnten ab, eine Rahmengeschichte vom Leprechaun, einem trollähnlichen Fabelwesen, ist zu den einzelnen Titel angedeutet, die Jazzrock-Elemente ebenso enthalten wie Anklänge an Bartok und Ravel, ohne daß Corea in den klassizistischen Egotrip eines Keith Jarrett verfällt. Wenn einer derzeit das aktuelle Jazzspektrum erweitert, dann Corea (auch wenn er, aus vertraglichen Gründen mit „Return To Forever“ noch die alten Pfade beschreitet)