1973 war Santana in Japan auf Tour, und von dieser stammt das vorliegende Album. Mir kommt es vor, als wäre „Lotus“ allein von Japanern für Japaner produziert worden. Das Cover ist ein einziger religiöser Erguß und das Wort „Cover“ gibt nicht annähernd den Aufwand wieder, der hier getrieben wurde. Zwei riesige Ausklappblätter mit geschickten Fotomontagen, Zeichnungen usw., manches echt beeindruckend. Aber zur Musik, die weitaus wichtiger ist: Gleich ein Dreier-Album?! Eine Doppel-LP hätte voll und ganz genügt! So sind einige Nummern draufgekommen, die man genauso gut hätte weglassen können. Zwei Drittel der Platte besteht aus alten Bekannten, ein Drittel aus neuem Material, wovon etwa die Hälfte lohnenswert ist. Mit einer Meditation (sprich Leerrillen) beginnt die LP, und mit dem ganzseitigen, herrlichen „Incident At Neshabur“ schließt sie. Dazwischen sämtliche Hits der Band, allen voran „Samba Pa Ti“, „Gypsy Queen“ und der „Samba De Sausalito“, um nur die stärksten herauszugreifen. Daß Santana heute ausschließlich Santanas Gruppe ist, beweist „Lotus“ auf beeindruckende Weise. Sechs Seiten lang steht der fleißige Carlos im Vordergrund, und nur selten nimmt ihm mal einer die Soloarbeit ab. Aber so unglaublich es scheinen mag, er läßt keine Leere hinter sich, verhaspelt sich nicht in Klischees, und immer wieder fällt ihm Neues ein – sagenhaft!