Mike Oldfield

Ommadawn

Warner

Einen „Klang-Individualisten“ nennt ihn seine Plattenfirma, und da frage ich mich, welcher Musiker nicht dieselbe Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen würde. Trotzdem, bei Mike Oldfield trifft’s noch am ehesten den Kern. Das ist Musik aus der Retorte, was nicht abwertend gemeint ist, denn Mike Oldfield bedient sich bewußt der technischen Möglichkeiten, die heute einem Rock-Musiker zur Verfügung stehen, und er macht es gekonnt. Er spielt sage und schreibe 17 verschiedene Instrumente – natürlich nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Die Einzelprodukte mischt er dann in seiner Soundküche zu einem höllischen Klang-Gebräu. Da diese Kunstwerke aus dem Mischpult einen enormen Aufwand erfordern, werden wir Oldfield wohl kaum jemals live zu Gesicht bekommen. Das musikalische Material besteht nicht aus einzelnen Songs im herkömmlichen Sinne, vielmehr handelt es sich um ein großes Opus aus Gitarre, Mandoline, Piano, Synthesizer usw. und erinnert in seiner Grundkonzeption zwangsläufig an Pink Floyd, die allerdings „rockiger“ auftreten. Oldfields Musik in sich aufnehmen zu können und am Ende sogar zu mögen, setzt ein gewisses Maß an Sensibilität beim Hörer voraus. Man kann diese Platte nicht mit den üblichen Rock-Erwartungen auflegen, sondern muß bereit sein, sich von der Musik in eine andere Welt entführen zu lassen: Märchenbilder ziehen am Hörer vorbei, schwerelos und schön, und das ist Ommadawn denn auch für mich: schöne Musik.