Der Wind und der Löwe

„Meine Funktion besteht darin, daß ich mich neben das Zeltfeuer setze und mich an die Tage des großen Abenteuers erinnere.“ Das sagt John Milius, der für DER WIND UND DER LÖWE das Drehbuch geschrieben hat, das er dann selbst in Szene setzte. Es geht das Gerücht, dieser Film sei ein neuer „Lawrence von Arabien“, ein gar nicht mal so unberechtigter Vergleich, wenn man sich nur an Äußerlichkeiten hält. Die Handlung hingegen ist schon anders: 1904 wird die junge amerikanische Witwe Eden Pedecaris (Candice Bergen) mit ihren zwei Kindern in Marokko entführt, fortan fristet sie ein abenteuerliches, venn auch komfortables Geisel-Dasein, denn ihr Entführer, der Piraten-Sultan Raisuli (Sean Connery), will seinen Bruder mit dieser Entführung zwingen, ihn selbst wieder mit Reichtum und Würde auszustatten. So schlecht ist diese Idee gar nicht, denn im fernen Amerika sieht President Roosevelt in dieser Sache eine prächtige Chance, den Wahlkampf zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Auf inzwischen oft erprobte amerikanische Art folgt Roosevelt den Vorschlägen eines Staatssekretärs Hay (John Houston) und demonstriert Stärke gegenüber Marokko: Er fordert den regierenden Pascha auf, den Wünschen Raisulis nachzukommen, um das Leben von amerikanischen Staatsbürgern zu retten. Aber natürlich müssen amerikanische Marineeinheiten dieser Bitte gehörigen Nachdruck verleihen, bis alles zum guten Ende kommt. Da fallen ein paar Paläste in ihre Einzelteile zusammen, einige Köpfe rollen und schließlich muß die Frau, um derentwillen die Metzeleien stattfinden, auch noch ihren eigenen Entführer aus einem Hinterhalt retten.

Es hieße die Story dieses Filmes überzubewerten, wollte man sie noch breiter und mit allen Ränken und Nebenhandlungen wiedergeben. John Milius hat sich ein Märchen zurechtinszeniert, das zwar auf einer authentischen Begebenheit basiert, in seinen ganzen Ausschmückungen und Veränderungen aber wenig damit zu tun hat. DER WIND UND DER LÖWE ist ein Film so recht für die kalte Jahreszeit. Er spielt im heißen Marokko (gedreht wurde allerdings in Spanien) und erfüllt die Ansprüche, die man an einen Abenteuerfilm stellen muß: Er ist spannend, hat reichlich Action-Szenen, ist nicht zu brutal. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Film dann auch etwas für die ganze Familie.