The Who – The Who By Numbers

Die Who hatten den Mut, musikalisch ein paar Jahre zurückzugreifen und haben damit einen Riesenschritt nach vorn getan. Zurückgegangen sind sie insofern, als sie sich auf ihre eigentlichen Talente besannen, die im geradlinigen Rock ohne große Experimente liegen. Wir hören wieder die Ur-Who, wie zu Zeiten von „My Generation“‚. Kein Orchester, kein Synthesizer, einziger „Outsider“ ist Nicky Hopkins am Piano. Und so sind sie Spitzenklasse! Beinahe jeder Titel ist für mich ein Hammer! Das ist die Kombination: Die einfachen, aber genialen Kompositionen eines Pete Townshend, gesungen und gespielt von den musikalisch gereiften Who, da kann Altern zum Vorteil werden. Daltrey ist ein richtig guter Sänger geworden im Laufe der Jahre. Hielt ich ihn früher für einen reinen Rock-Fetzer, so höre ich heute zu meiner Freude auch Zwischentöne von ihm. Oder die Gitarre: Im Titel „However Much I Booze“ hören wir Passagen á la Doobies, und mindestens ebensogut wie diese. Der stille John Entwistle überrascht mit ungeahnten Talenten, allerdings auf anderem Gebiet, er hat nämlich das Cover gestaltet. Vielleicht entsteht hier eine neue Kunst-Epoche, etwa die „Naive Rock-Art, John wäre ihr Mentor und fein raus, aber vorläufig ist er auch am Baß sehr brauchbar und hat sich sicher auch damit seinen Lebensabend längst gesichert. So fällt mir die Schlußbewertung nicht schwer: Höchst-Dotierung und noch schnell die Bemerkung, daß dieses Album und die neue Rod Stewart-LP die beiden herausragenden Pop-Scheiben des Jahres für mich sind.