Procol Harum – Procol’s Ninth

Acht Jahre gibt es Procol Hamm nun schon als Gruppe. In dieser, für Pop-Rock-Verhältnisse beachtlich langen Zeit, blieb der Grundcharakter ihrer Musik stets unverändert. Zwar gab’s auch hier personelle Umbesetzungen, so ging z. B. Gitarrist Robin Trower und mauserte sich nach und nach zum Superstar, aber Procol Harum’s musikalischer Kern wurde nie angetastet. Gary Brooker ist seit den Anfängen Sänger und Pianist/Organist der Gruppe, und in beiden Funktionen ist er unverwechselbar und für den typischen Procol-Sound verantwortlich. Und immer noch leistet Keith Reid die gesammte Textarbeit. Geblieben ist dadurch die düstere Stimmung, die alle Procol Harum-Platten ausstrahlen. „Fröhlichkeit“ ist nie G. Brookers/ K. Reids Anliegen gewesen. Da macht auch die „Neunte“ keine Ausnahme. Musik und Text sind wie gewohnt von „Tragik umflort“, das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber eingeschworene Fans der Gruppe wollen wahrscheinlich gar keine Veränderungen oder Experimente. Aber einen Unterschied zu früher gibt es doch: Während G. Brooker früher lange, fast sakrale Melodiebögen spielte, beschränkt er sich heute mit Klavier und Orgel auf eine eher begleitende Rolle und läßt stattdessen seine Rhythmus-Musiker viel stärker in den Vordergrund treten. Procol Harum war noch nie so „rockig“! Ich kann keinen einzelnen Song besonders hervorheben, einer dagegen fiel eher negativ auf: „Eight Days A Week“, der alte Beatles-Hammer, wurde meiner Meinung nach verunstaltet. Urteil: Procol Harum sind gut oder schlecht wie immer, je nachdem, wo man musikalisch steht, aber die Gruppe hat immer noch Einfälle und wirkt sehr gesund.