Phantom Im Paradies

Versucht nahen es schon mehrere Filmemacher: Einmal einen Eindruck zu geben von den harten Bandagen des Showgeschäfts, vom ‚Verkaufen der Seele‘ an die Manager, von Korruption, und eben immer wieder geht es ums Geld. Gelungen ist das meistens nicht. Entweder waren die Filme bierernst und erinnerten arg an ambitionierte. wenig unterhaltsame Fernsehdokumenlationen oder aber waren von zu wenig Sachkenntnis getrübt, um wirklich als Aussage anerkannt zu werden.

Nun kommt aus den LISA ein Film. der sich nicht eine Sekunde lang den Anstrich ernsthafter Dokumentation gibt, dessen ungeachtet aber viel informativer und unterhaltsamer ist als manches, was eben zu diesem Thema schon lief. PHANTOM IM PARADIFS, ein hundertprozentig kommerzieller Schokker mit Musik, schildert die nicht beneidenswerte Karriere des Komponisten Winslow, der seine Seele an den Teufel verkaufen muß. Kurz erzählt: Winslow, dargestellt durch den etwas glubschaugigen William Finlcy, schreibt eine ungemein kommerzielle Pop-Symphonie mit dem Titel „Faust“. Der Multimillionär Swan (Paul Williams) vermarktet das Werk, ohne dem Urheber zu seinem Geld und Ruhm zu verhelfen, außerdem unter Mißachtung sämtlicher künstlerischer Ideen, die hinter dem Werk standen.

Winslow versucht Swan zu Fairneß zu zwingen, wird verfolgt, geschlagen. ins Gefängnis gesteckt; entflieht, greift Swan erneut an, gerät mit dem Kopf in eine Schallplattenpresse – Schnitt. Das Pop-Oratorium soll Swans neues Theater eröffnen. Winslow. jetzt als Mann mit Vogelmaske, schauerlich aussehend, bringt endlich Swan in seine Gewali und macht einen Deal mit ihm: Mit Blut unterschreibt er einen Vertrag, exklusiv für Swan zu arbeiten, auch die Mitsprache an der Besetzung soll er haben. und dieser Teufelspakt (denn auch Swan ist mit dem Höllenherrn im Bunde) wird natürlich nicht eingehalten. Da liebt Winslow ein Mädchen, will es aus Swans Krallen befreien, und in letzter Sekunde fließt viel Blut, es dampft und zischt.

So kindisch es klingen mag. amüsant ist es schon, bisweilen auch subtil und degeneriert. Aufgepeppt mit einer schönen Masse guter Rockmusik, prächtigen Farben und manchen Effekten, kann der Film unterhalten. Und viel mehr sollte man auch nicht dahinter sehen, denn daß alles überspitzt, überdreht und bestimmt nicht wahrheitsgetreu ist, ist klar. Soll es ja wohl auch nicht sein.

Es bleibt dabei, daß Autor und Regisseur Brian de Palma schon einige scharfe Schüsse auf eine Branche abfeuert, die Paul Williams ganz bestimmt gut kennt, nach diesem Film zu urteilen, auch nicht unbedingt gutheißt. Muß ich noch sagen, daß das gehörige Maß amerikanischen Kitsches auch dieses Mal nicht fehlt, immerhin so dick aufgetragen, daß man auch das als Parodie begreifen kann. PHANTOM IM PARADIES, auch wenn’s so angekündigt wird, ist kein Horrorfilm im klassischen 30 Sinne. Das Gruseln, das man durchaus empfinden kann, kommt aus einer anderen Ecke: Wenn auf der Bühne ein Blutbad angerichtet wird, und das Publikum begeistert johlt – wenn kleine Mädchen im Schnellverfahren dem Talentsucher Swan zugeführt werden, dann kann es einem eher kalt den Rücken runterlaufen als bei wunderlichen Meisterwerken eines Maskenbildners, der aus Paul Williams‘ milchigpausbäckigem Gesicht eine verzerrte Teufelsfratze macht. Man kann sich den Film ansehen, wenn man Musik mag, die in eine äußerst kurzweilige Handlung eingebettet ist. Man sollte es sogar selten genug gibt’s Filme, mit denen man sich nicht identifizieren muß und trotzdem etwas damit anfangen kann.