Hawkwind – Space Ritual

Hawkwind ist wirklich keine alltägliche Band und die Musik von ihnen genausowenig. Man nennt sie Space-Sound und trifft es damit, fast. Jedoch hat es mit Cosmic-Sound nichts gemein, im Gegenteil. Es ist keine innerliche, meditative Musik, sondern hier schreit, blubbert, jagt, dampft und explodiert es ständig. Im Vordergrund ein treibender Bass, der einen die Luft raubt und ein immer wirbelndes Schlagzeug. Weicht dieser enorme Rhythmus ein wenig, rückt die Elektronik in den Vordergrund. Mit Synthesizer, Gitarre und Saxophon werden abstrakte Klangmunster fabriziert, deren Knacken, Pulsieren und Rauschen ein Gefühl erzeugt, als ob ein Raumschiff aus fernen Welten mit unsagbarer Geschwindigkeit auf einen zu rast. Sprachfetzen und Gesang bilden den Rest dieser apokalyptischen Wahnsinns-Orgie. Die einzelnen ‚Habichte‘ (allesamt Speed-Freaks der edelsten Sorte) schafften hier Sounderlebnisse, die jenseits von Jazz-, Rock- oder Bluesbegriffen angesiedelt sind. Doch bei aller Originalität – man sollte dieser Musik nicht länger als eine halbe Stunde konzentriert zuhören. Sie ist zu mächtig, zu monoton und zu ähnlich, als dass man sie als leichte Kost und seichten Hintergrund benützen könnte. Melodien sind so gut wie gar keine vorhanden, nur Rhythmus, Rhythmus und nochmals Rhythmus. ‚Live‘ mag das ja gut angehen (mit Light-Show, Tänzerin usw.), doch auf der leeren Platte fühlt man sich bald nicht mehr wohl, zumindest bei den ersten Anhörversuchen nicht. Zwei recht unterschiedliche Richtungen sind trotz der ‚togetherness‘ zu erkennen. Einmal die einigermassen ’normale‘ aus der Feder von Gitarrist Dave Brock, die andere echt ’spacige‘ von Bob Calvert, der auch für den suggestiven Sprechgesang zuständig ist. Am schönsten finde ich ‚Space is deep‘. Übrigens beweist Del Dettmar am Synthesizer, dass die meisten seiner Pop-Kollegen reine Stümper und Effekthasscher an diesem monströsen Instrument sind. Für Speed-Freaks ist das Space Ritual inzwischen zum Götzenbild geworden.