Kraan – Wintrup
Von Kritikern, Fans und Musikerkollegen als grösste deutsche Hoffnung gepriesen hat Kraan einen schweren Stand. Mit ‚Wintrup‘ jedoch gaben sie allen recht, die dies behaupteten. Mit dieser LP ist die Gruppe zur Elite aufgerückt und braucht ganz nebenbei auch keinen Vergleich mit anglo-amerikanischen Bands zu scheuen. Ihren Stil, dessen Hauptbestandteile aus Jazz- und Rockelementen bestehen, haben sie gottseidank nicht geändert. Und doch gibt es drei wesentliche Unterschiede gegenüber dem Erstling. Erstens hat die Gruppe sich von allen Studioproblemen und der kalten Technik dort gelöst, sie studiert und gemeistert. Alle Titel sind glänzend produziert und zum Teil mit Soundgags gewürzt. Zum zweiten haben sie offenbar ihre Meinung über Gesangparts geändert. Dieser einzig seichte Punkt früher wird jetzt nicht nur verbessert, nein, es wird gleich bei allen Stücken gesungen und das nicht schlecht. In zwei Stücken erscheint mir aber der Gesang zu oft wiederholt. Drittens improvisiert man nicht mehr so lange wie man es gewohnt war. Es ist schade, dass einige Soloausflüge nur sehr kurz auf der Platte eingespielt wurden. Doch gleich zum ersten Song ‚Silver Wings‘, in dem man gleich richtig abfahren kann. Gitarre und Saxophon beginnen zusammen ein Thema, spielen dann gegeneinander unterbrochen von ‚Altos‘ lyrischem Echosax. Langsame und schnelle Teile wechseln sich ab. ‚Mind Quake‘ beginnt sehr relaxt, steigert sich jedoch bald, angefeuert von Peter’s agressiver Stimme. Auch hier findet man wieder das Zusammenspiel von Sax und Gitarre. ‚Alto‘ Pappert kommt überhaupt jetzt wesentlich mehr zum Zuge als in früheren Zeiten, was ich nur begrüsse. Den Obergang zu ‚Backs‘ bildet ein Frühstück der Band, dass ‚live‘ mitgeschnitten wurde. An vielen Stellen fällt einem auch auf wie gut ‚Wintrup‘ geschnitten ist. Sehr rythmisch wird man zu einem der grossen Momente der LP geleitet. Mit einem herrlichen Gitarren- und Saxophonpart (der mich an das ‚Friend, Friends‘-Album von Audience erinnert) geht es kraftvoll los. Schon drived und swingt es, dazwischen Hellmuts fantastischer Bass und Altos rasendes Saxophon. Der beschwingte Schluss geht einem nicht aus dem Kopf. In ‚Gut und richtig‘ geht’s schon wieder ab mit Hellmut als Rhythmusgeber. Der Titel ist mehr als zutreffend. Wer hier nicht Kopf steht, sollte sich besser jeglicher Musik fernhalten. ‚Wintrup‘ ist wohl ein einzigartes und einmaliges Stück bei Kraan. Es wird hierbei das Leben auf Wintrup erzählt und man hört, dass nicht immer alles in Butter bei ihnen ist. Peter’s Refrain wurde Jack Bruces’s ‚Theres a forrest‘ entlehnt. Akustische Gitarre und Congas passen in das Bild wie selten zuvor. Mit dem letzten Stück ‚Jack Steam‘ erreicht die Band zwar wieder einen Höhenflug, doch leider auch das Ende. Ich könnte noch seitenlang über diese Superproduktion rezensieren, doch dafür ist hier kein Platz mehr.