Rezension des Albums „Fearless“ von Family

Nach der Zusammenstellung von alten und neueren Songs ist nun ein echter Nachfolger von „Anyway“ auf dem Markt erschienen. Die englische „Familie“, so kann man beim Anhören feststellen, ist trotz des „Adoptivsohnes“ John Wetton fester zusammen denn je. Ihre Musik, schon immer ein Juwel innerhalb der englischen Musikszene, ist frei von konstruierten Effekten und das macht sie symphatisch. Roger Chapman, der Weltmeister im Kopfschütteln, gehört neben Charly Whitney zu den exzellenten Ideenproduzenten der Gruppe. 80 Prozent der Songs stammen von den beiden. Doch sie schreiben nicht die Stücke, es sind deren 10, um sich in den Vordergrund zu schieben, sondern jeder bekommt sein Teil massgeschneidert angefertigt.

„Between blue and me“, das erste Stück, überrascht. Ungewohnt lässt sich Roger Chapman hören. Kurze Einbrüche von 2 Gitarren, stimulierend mit Bongas ausgefüllt, lassen keinen Platz zum Nachdenken. Fast träge schleppt sich der Bass durch die rhythmische Percussion; die Musik schwappt in Wellen auf einen-zu und wieder ab. Mit einer behäbigen Tuba im Hintergrund und genageltes Piano, akustische Gitarre nebst Rumbarasseln im Vordergrund wird in dem Titel „Saturday barfly“ eine einladene Pub-Atmosphäre geschaffen. Louise, von der in dem Stück die Rede ist. wird es nicht allzu schwer gehabt haben, sich zu entscheiden „Where we goin. Louise, your place or mine?“. „Spanish Tide“, mit der stilisierten soanischen Gitarre, gibt viel Drive ab. Gehackter Rhythmus und die Berg- und Talfahrt der Orgel tun ihr übriges dazu. „Save some for thee“ ist eine Nummer, die sich zum Mitsingen eignet. Kurze Bläsersätze untermalen den schwingungsvollen Charakter. Bei Roger Chapman sieht man wie die Halsschlagadern hervortreten. Er ist richtig in seinem Element und bringt’s. In „Take your Partners“, mit 7 Minuten das längste Stück, wird eine entfesselte FAMILY auf den Hörer losgelassen. Langgestreckte mit Spielfreude angereicherte Gitarrensolos sorgen dafür, dass die Nummer nicht auf taube Ohren stösst. Nicht zu überhören sind die Experimente der Orgel, passend und nahtlos eingefügt in das dynamische Spiel der anderen. Eine kurze rein instrumenteile Einlage schrieb Poty Patmer. Jazzartige Melodien zeichnen gekonnt seinen Stil. Man müsste sich diese LP, so meine ich, anhören. FAMILY schafft sich mit ihrem neuesten Produkt auch neue Freunde. Weitere Titel: „Larf and Sing“, „Children“ „Blind“, „Burning Bridges“.