The Rolling Stones

GET YER YA-YA’S OUT

Unsere Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, die Rolling Stones haben sich mit der Produktion ihrer neuen LP lange Zeit gelassen. Jetzt ist sie endlich da und es sieht so aus, als hätte sich das Warten gelohnt! „Get Yer Ya-Ya’s Out“ ist eine Liveaufnahme, mitgeschnitten am 27. und 28. November 1969 in den Madison Square Gardens, New York. Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass es sich hier tatsächlich um eine ‚Liveproduktion handelt. Die Tonqualität ist so sauber, jeder Effekt so gekonnt, wie wir es bisher nur von Studioaufnahmen her kannten. Mit Hilfe von neuen, sehr wertvollen Aufnahmegeräten ist es den Stones gelungen, „Get Yer Ya-Ya’s Out“ zur besten Liveplatte zu machen, die je auf dem Popmarkt erschienen ist. Alle zehn Titel sind Erinnerungen an verschiedene Epochen der Stones-Geschichte: „Oh Carol“, „Jumping Jack Flash“, eine 8V2 – minütige Version von „Midnight Rambler“ …

Am besten gefällt mir jedoch „Stray Cat Blues“, ein Titel, den wir bereits von der 1968 erschienenen „Beggars Banquet“ LP her kennen und für den ich mich schon damals begeistert habe. Mit der alten Magic aber noch viel überzeugender interpretiert macht Mick Jagger jetzt „Stray Cat“ zu einem ganz neuen Erlebnis. Ebenfalls sehr gut finde ich „Little Queenie“, die einzige Nummer, die bisher nicht offiziell, das heisst nur auf der 1969 in Amerika produzierten „Piraten“ LP herausgegeben wurde. „Little Queenie“ ist wieder einmal eine Chuck Berry – Komposition und dass die Stones besonders gut imstande sind, Berry – Nummern einen neuen Schliff zu geben, haben sie ja in der Vergangenheit wiederholt bewiesen. Die neue Version von „Street Fighting Man“ ist die beste, die ich bisher gehört habe, Mick Jagger trägt diesen Titel genau so rebellisch und agressiv vor, wie es der Text verlangt und beweist, dass er von seiner alten Impulsivität nichts eingebüsst hat. Sämtliche Titel haben das gewisse Etwas und die Spontanität die für die Rolling Stones im allgemeinen und Mick Jagger im „besonderen bezeichnend sind. Der Gesamteindruck der Platte wird noch unterstrichen durch die enthusiastischen Publikumsgeräusche im Hintergrund die dem Ganzen eine unnachahmliche Atmosphäre geben. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass Mick Taylor ein ganz besonderes Lob verdient hat. Sein ausgezeichnetes Gitarrenspiel, das den John Mayall-Schüler verrät, kommt auf dieser Platte voll zum Ausdruck. Und auch Charlie Watts ist hier wieder ganz besonders gut in Form, was von Mick Jagger zwischen zwei Songs mit den Worten „Charlie’s good tonight“ gewürdigt wird. Kurz gesagt, „Get Yer Ya-Ya’s Out“ ist das beste, was ich seit langem gehört habe und wieder einmal ein Beweis dafür, dass die Tage der StonesÄra noch längst nicht vorbei sind. Wer das, nachdem er die Platte gehört hat, immer noch nicht einsieht, dem ist nicht mehr zu helfen. Denjenigen, die auf eine vollständige Plattenkollektion Wert legen, kann ich den Kauf von „Get Yer Ya-Ya’s Out“ nur empfehlen!

(5) (g.f.)