Dillon
Do-It-Yourself-Klänge, die gehört werden wollen und unaufhaltsam an die Oberfläche drängen: Die 19-jährige Köln-Berlinerin Dillon avanciert mit minimalistischen Kompositionen zum Undergroud-Darling.
Das Rauschen im Blätterwald ist inzwischen unüberhörbar, schon bald dürfte es auch die Musik sein: Dillon sorgt mit einem Potpourri aus LoFi-Pop meets HipHop meets Electronica für den nächsten Untergrund-Hype. Der Spiegel nannte sie eine „Chansonnette mit Megaphon“, während der Hamburger DJ Koze, der mit ihr schon zusammenarbeitete, lobte: „Sie hat eine schöne Stimme und singt angenehm unperfekt und wahrhaftig. Sie hat Charakter. Ich finde sie gut. Sie hat eine schöne Zukunft vor sich.“ Es ist das ungeschminkt Unperfekte, scheinbar Improvisierte, das manchmal ins Kakophonische kippt, was Dillons Musik so charmant und charakteristisch macht. Ihre Songs klingen, als wären sie aus Scherben behutsam zusammengeklebt worden und drohten, gleich wieder zu zerbrechen. Ihr so simples wie wunderbar wirkungsvolles Instrumentarium besteht aus einem Roland-PC-180-Keyboard, einem Laptop, der ihre Songs mit Beats unterlegt, und ihrer Stimme, die wenn nötig durch ein Megaphon verstärkt und verzerrt wird. Angefangen hatte alles ganz zufällig. Dominique Dillon de Byington, wie sie mit richtigem Namen heißt, setzte sich Anfang letzten Jahres aus purer Langeweile ans Klavier – ohne das sprichwörtliche Handwerk je gelernt zu haben – und entwarf in ein paar Minuten die Skizze dessen, was ihr erster Song werden sollte. Unter dem Namen Ladybird stellte sie eine Webcam- Aufnahme des Tracks ins Netz, von wo aus er sich dank YouTube und Mundpropaganda in alle Richtungen verbreitete und unter anderem das Trouvaillen-Label Kitty-yo aufhorchen ließ. Nach dem Abitur zog die gebürtige Brasilianerin, die als Vierjährige durch eine Urlaubsromanze ihrer Mutter nach Köln gekommen war, nach Berlin, um sich da vorerst ganz auf die Musik zu konzentrieren. Der Rest ergab sich wie von selbst: Jolly Goods nahmen sie auf ihrer letzen Tournee ins Vorprogramm, Tamer Fahri Özgönenc von MIT griff ihr bei den Aufnahmen und Arrangements für die neue EP unter die Arme und Slut nahmen mit der jungen Künstlerin eine Version des Songs „Wednesday“ von ihrem letzten Album STILL NO. 1 im Duett auf. Ihre erste Single C UNSEEN SEA wurde Anfang Januar auf Kitty-yo als Download veröffentlicht, die EP LUDWIG erscheint demnächst, ein Debüt soll bereits in Planung sein. So reduziert und abgespeckt Dillons Musik klingen mag, so vielschichtig ist sie auch. Der Spiegel brachte einen Auftritt aus dem letzen Jahr folgendermaßen auf den Punkt: „Manchmal klingt Dillon viele Jahre älter – für einen Moment wie Courtney Love, Witwe des Nirvana-Sängers Kurt Cobain. Dann eine Sekunde nach Tori Amos. Aber am Ende singt da Dominique, 19, die gerade ihr Abi gemacht hat.“
dillon-music.com www.myspace.com/ladybirdd
David Gadze – 21.04.2008
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