13 Notizen zum Get-Well-Soon-Konzert in Berlin


Riechen Get Well Soon komisch, wenn sie rocken? 13 Notizen zum Konzert im Berliner "Heimathafen" von ME-Redakteur Oliver Götz.

Am Mittwochabend (21. Januar 2015) spielte die Band Get Well Soon um den vielseitigen Musiker und Komponisten Konstantin Gropper ein Konzert im ausverkauften „Heimathafen“ im Berliner Stadtteil Neukölln. „A special night with …“ war dem Publikum versprochen worden, und es war auch ein spezieller Abend – hatte Gropper mit der Veröffentlichung dreier stilistisch wie konzeptionell recht unterschiedlicher EPs im November/Dezember doch auch eine herausfordernde Grundlage für diese Get-Well-Soon-Tour geschaffen (die noch bis Anfang Februar läuft). 13 Notizen von Oliver Götz zu diesem Konzert in Berlin.

1. Ein Bühnenvorhang gibt der Veranstaltung immer einen feierlichen Rahmen. Öffnet dieser sich zur anschwellenden Musik, stellt sich automatisch ein Gefühl der Erhabenheit ein.

2. Seit wann spielen in dieser Band eigentlich vier Gitarristen? Plus Bassgitarrist. (Rhetorische Frage) (Trotzdem eine Antwort:) Seit sie College-Rock-EPs wie „The Lufthansa Heist“ veröffentlicht. Scheint aber Spaß zu machen.

3. Warum hält das Publikum trotzdem rund zehn Meter Abstand zur Bühne? Riechen Get Well Soon komisch, wenn sie rocken? (Rhetorische Frage)

4. Den Vorhang schon nach rund 25 Minuten zum ersten Mal zu schließen ist allerdings mutig – als das Publikum gerade ein wenig warm wird.

5. Pinkelpause. Die Reihen lichten sich. Jetzt ist es zu erkennen: Die ersten Reihen im „Heimathafen“ sind gar nicht leer, sondern bestuhlt und diese Bestuhlung besessen. Seltsame Idee. Hintergrund: Im Vorverkauf war eine „Teilbestuhlung“ zugesagt worden. Jetzt muss man das auch machen, obwohl sich längst herausgestellt hat, dass das eine weniger gute Idee war.

6. In den Sitzplatzreihen scheint der Sound nicht so gut zu sein. Sitzende rufen vereinzelt diesbezügliche Beschwerden.

7. Stehende rufen hingegen nicht „Sitzplatzschweine!“, wie bei Punkrockveranstaltungen in Multifunktionshallen hin und wieder üblich.

8. Zum zweiten Teil, der Aufführung der EP mit dem um Abkürzung bettelnden Titel „Henry – The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred Von Nullmeyer“ (hatte hier vielleicht Scott Matthew seine Finger im Spiel?), wechseln Get Well Soon nicht nur einen Teil der Instrumentierung, sondern auch einen Teil der Garderobe. Konstantin Gropper trägt jetzt einen weißen Anzug.

9. Zwei tolle Sachen, die man in einem weißen Anzug machen kann: „Careless Whisper“ von George Michael covern (wie auch auf ihrer dritten EP „Greatest Hits“, die sie aber leider nicht komplett spielen) und dabei auch noch ein wenig linkisch herumtorkeln auf der Bühne – sowie die berühmte Helmut-Berger-Geschichte mit dem weißen Anzug erzählen. Gropper tut das. Wir tun das hier nicht, es könnte unseren Lesern den Appetit verderben. (Bei Bedarf selber googeln!)

10. Get Well Soon haben sich zwei besondere Mitmachaktionen für ihre Tour ausgedacht.

11. Die eine Idee ist gut: Die Band hat eine Auswahl von möglichen Coverversionen zur Abstimmung auf ihre Homepage gestellt. Darunter Klassiker von MGMT, Supertramp und Journey. Gewonnen hat „Disco 2000“ von Pulp. Den Discobeat kriegen sie gut hin, beim von Umberto Tozzis Italoschlager „Gloria“ geklauten Riff hilft der legendäre Joe Haege vom Supportact Vin Blanc/White Wine (zudem Mitglied bei 31 Knots und Tu Fawning) an der Gitarre aus. Es entsteht Schulabschlussball-Stimmung.

12. Die andere Idee ist schlecht, zumindest führt sie an diesem Abend zu einem mit einigem Wohlwollen noch „grenzwertig“ zu nennenden Ergebnis: Das Sextett dient sich als Karaoke-Kapelle an, Menschen dürfen sich als Sänger von Get-Well-Soon-Klassikern bewerben. So singt also ein Mädchen namens Wiebke „Roland I Feel You“. Wiebke warnt: „Ich kann nicht singen.“ Sie tut es trotzdem. Warum?

13. Was bleibt: der Eindruck, dass sich diese Band noch viel lockerer machen kann, als man vielleicht glauben möchte, angesichts ihrer eher getragenen, melancholischen und oft konzeptionell gedachten Musik.