Rufus Wrainwright – Want Two
Hamses nich was kleiner? Nee – bei Rufus Wainwright zählen in diesen Tagen ausschließlich die grüßen Gesten, die großen Entwürfe, die großen Worte und – natürlich – die großen Taten. So beginnt WANT TWO, Fortsetzung des monumentalen WANT ONE vom letzten Jahr, mit einer breit angelegten, fast sechsminütigen Meditation über das .“Agnus Dei“, inklusive dramatischem Vibrato. flächigem Streichereinsatz und apokalyptischer Klangmalerei. Willkommen in der wundersamen Welt von Amerikas derzeit wohl originellstem und interessantestem Populärmusiker. Die Songs zu want two entstanden bereits im letzten Jahr während der Sessions zu Teil eins, folglich agiert hier dasselbe Personal. Mit dabei also die Wainwright Family in Person von Schwester Martha, Mutter Anna Mc-Garrigle und Tante Kate, die ihre Vokalkünste einbringen, dazu Keyboarder und Produzent Marius de Vries, die Gitarristen Charlie Sexton und Gerry Leonard und nicht zuletzt ein komplettes Orchester unter der Leitung von Gavyn Wright. Zu hören gibt’s nun gleichsam die dunkle Seite des Mondes – bot WANT ONE noch jede Menge zugänglich strukturierte, schwelgerische Songs mit geradezu verführerischer melodischer Finesse, so kommt want two wesentlich spröder, vertrackter und überrascht mit barocken Streicherarrangements („Little Sister“), aufwühlenden Klavier-Stakkati [das bei einem Konzert in Montreal aufgenommene „Art Teacher“, einer lieblichen Folkloreminiatur zu Banjo und Akkordeon „Hometown Wallz“) und dem italienischen Belcantogesang von Gaststimme Antony in der finalen Minioperette“.Old Whore’s Diet“. Thematisch wirkt WANT TWO fast noch introspektiver als schon Teil eins. Wainwright seziert sein Dasein zwischen öffentlicher Gay-Ikone, glamourösem Popstar sowie den Dämonen Sex, Drogen und Einsamkeit – auf der Suche nach Liebe und Identität. Wenn er in „Gay Messiah“, vielleicht dem Schlüsselsong dieses Zyklus, singt „no, it will not be me, Rufus the baptist I be“, dann weiß er wenigstens, dass er jener Messias nicht sein mag. Und wir? Wir hören im gleichen Song die Warnung „better pray for your sins cuz the gay messiah’s coming“, freuen uns auf Erlösung und preisen den Herrn, dass er uns diesen sonderbaren und einzigartigen Songwriter geschenkt hat.
www.rufuswainwright.com
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