White Lies: To Lose My Life
In England ist soeben TO LOSE MY LIFE erschienen, das Debüt der schwer gehypten Newcomer White Lies - und ging postwendend auf Platz 1 der Albumcharts. ME- Leserin Mareike Borkowksi hat das Spekatakel in London verfolgt und fällt ein zweischneidiges Urteil über die Platte.
Als Fear Of Flying im Februar letzten Jahres ihren ersten Gig unter dem neuem Namen White Lies in London spielten, war eins ziemlich schnell klar, der Hype würde groß. Andächtig lauschte der Raum, der zu achtzig Prozent mit Leuten der Plattenindustrie gefüllt war, den gerade mal vier fertiggestellten Stücken. Und dieser Abend sollte nur ein Vorgeschmack auf das sein, was in den kommenden Monaten folgte. Keine andere Band letztes Jahr tauchte in mehr Feuilletons und „New Music“-Listen auf als diese Jungs aus Ealing. Jetzt da ihr Debütalbum veröffentlicht wurde, stellt sich die Frage, war der ganze Rummel berechtigt?Ja und nein, ist vermutlich die passende Antwort hier. Die vorab veröffentlichten Singles „Death“ und „To Lose My Life“, welche die Platte eröffnen, sind noch genauso fesselnd in ihrem fetten Synthie-Pop-Sound mit dunkleren Tönen, wie sie es schon vor ein paar Monaten waren. Danach fällt es einem jedoch schwer, weitere Juwelen aus dem Killers– und Joy Division-inspirierten Einheitsklang herauszupicken. Abgesehen von ein paar textlichen Abstürzen in „Fifty On Our Forehead“ („the moonlight licked the face of danger/innocence made us like soldiers/untouchable and golden“ Jetzt ernsthaft?), fängt man erst wieder bei Track 8 an richtig zuzuhören und versucht sich krampfhaft an die Stücke dazwischen zu erinnern.Aber jetzt ist erst mal Schluss mit der Rummäkelei, denn es darf auch nicht vergessen werden, dass dies hier ein Erstlingswerk ist. Obwohl nicht jeder Track ein Hit ist und die depressive Atmosphäre zu Weilen reichlich aufgesetzt wirkt, kann man nicht leugnen, dass hier großes Potential zu finden ist. Hätte man dieser Band ein wenig mehr Zeit zur Entwicklung gelassen, dann wären Sie dem Hype vermutlich komplett gerecht geworden. Hoffen wir, dass TO LOSE MY LIFE genug Kopien verkauft, damit ihr Label sie auch eine weitere machen lässt.
Mareike Borkowksi – 26.01.2009