Lou Reed – Rock’n’Roll Animal
Auf diesem Live-Album wird Lou Reed von einer richtig duften Band begeleitet. Die beiden sehr gut aufeinander eingespielten Gitarristen Steve Hunter und Dick Wagner und der Bassist Prakash John beweisen gleich am Anfang, dass diese Band eigentlich auch ganz gut ohne ihren Boss auskommt. Als dieser dann schliesslich die Bühne betritt, bricht im Publikum stürmischer Beifall aus. Es klingt so, als wäre man selbst beim Konzert dabeigewesen, die Atmosphäre wurde auf der Scheibe phantastisch festgehalten. Man kann sich das eigentlich kaum vorstellen, wenn man, wie ich, das recht trostlose Lou Reed ‚Happening‘ auf dem Rock-Festival in Scheessel miterlebt hat. Auf ‚Rock’n‘ Roll Animal‘ zeigt sich endlich mal der wirkliche Lou Reed. Gleich das erste Stück (‚Sweet Jane) rockt so los, dass alle nachfolgenden Songs ziemlich Mühe haben, da noch mithalten zu können. Der nachfolgende Song (‚Heroine‘) klingt mit dem zweistimmigen Gitarren-Sound auf diesem Album doch viel, viel besser als in der Studio-Version, bei der seinerzeit die monotone Violine J. J. Cale’s und der ebenso langweilige Einsatz am Schlagzeug von Drummer Maureen Tucker zu hören war. Die zweite Seite dieser LP beginnt mit dem bekannten ‚White Light/White Head‘. Auch wieder so ’ne Nummer für eingefleischte Gitarren-Freaks. Nicht zu glauben, wie das swingt. ‚Lady Day’kennt man schon vom ‚Berlin‘-Album. In ‚Rock’n‘ Roll‘ kommt am Schluss dieser LP noch einmal jeder der Musiker solistisch auf seine Kosten, was allerdings in ein regelrechtes Chaos ausartet. Alles in allem jedoch ist diese Scheibe eine runde Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte.