The Notwist, St. Vincent, Wild Beasts – die Platten der Woche vom 21. Februar 2014


Diese Woche erscheinen unter anderem die Alben CLOSE TO THE GLASS von The Notwist, ST. VINCENT von St. Vincent und PRESENT TENSE von Wild Beasts. Alle weiteren Neuheiten findet Ihr im Text und in der Galerie.


Album der Woche: The Notwist – CLOSE TO THE GLASS

Mitten im reißenden Gitarrenstrom singt Markus Acher die zärtlichsten, zerstörerischsten Zeilen, die er je gesungen hat: „ How I long to see you now. Our love is a 7-hour-drive, 7-hour-drive, 7 hours too long“. So geht das bei The Notwist 2014: Die Band um die beiden Acher-Brüder und den Elektrokapellmeister Martin Gretschmann fährt mit zwölf Songs gehörig in die Extreme, von den mächtig ins Kraut rockenden Hymnen bis hin zu den stillen Einkehrmusiken, die dem Hörer anbieten, mit sich und seinen Gedanken zu verweilen, ohne zwischendurch gleich eine App zur Navigation der Interpretation zu öffnen…

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St. Vincent – ST. VINCENT

Diese Annie Clark weiß wirklich, was sie will. Ihr erstes Album als St. Vincent nannte sie 2007 beherzt MARRY ME und jetzt, auf dem Cover ihres selbstsicher betitelten, fünften Albums, posiert sie wie eine Camp-Heilige auf dem Pop-Thron. Es soll jetzt kein Weg mehr an ihr vorbeiführen. Nach Jahren auf dem Indie-Label 4AD veröffentlicht sie jetzt bei einer Major-Plattenfirma. Deshalb – oder dennoch – nimmt die 32-Jährige kein Blatt mehr vor den Mund: „ Oh, what an ordinary day, take out the garbage, masturbate“, singt sie zu Beginn in „Birth In Reverse“…

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Wild Beasts – PRESENT TENSE

Die Musik des Quartetts aus dem Nordwesten des Vereinigten Königreichs sperrte sich in den Details stets der Vereinnahmung, das sollte sogar zum Markenzeichen von Wild Beasts werden. Um im Jugendradio gespielt zu werden, fehlte der Musik der Band der Druck hinter den Gitarren und Beats, für ein Erwachsenenprogramm klang sie zu stylish und poppig…

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Per Anders – EMPTY HOUSE

Recht flott beginnen Per Anders ihr zweites Album EMPTY HOUSE. Das ist überraschend, denn auf ihrem Debüt versanken Jörg Holdinghausen, der sonst bei Tele den Bass spielt, und Pola Roy, Schlagzeuger von Wir sind Helden, meist in Tristesse. Diesmal hebt zwar noch manche Melodie ab ins Ätherische und die Gitarre federt leichtfertig, aber der Bass schielt schon mal Richtung Funk und gern springt der Rhythmus ins Feld…

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Champs – DOWN LIKE GOLD

Es muss sich in diesem Fall um eine Welt handeln, in der auch schon mal das eine oder andere schiefläuft. Aber das meiste doch noch ziemlich in Ordnung ist. Die Menschen begegnen sich überwiegend freundlich, und wenn sich zwei Flüsse treffen, spendieren die einander selbstverständlich auch ein nettes „Hallo“ , und Fuchs und Hase sagen sich dort sowieso seit eh und je „Gute Nacht“…

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Radial – CRUX

Selbst bei den aufgeklärten Techno-Jüngern dürfte der Niederländer Jeroen Liebregts noch immer unter dem Radar schwirren. Im vergangenen Jahr begann der studierte Komponist eine kleine Veröffentlichungsoffensive, wobei die „Linea Recta EP“ seines Alter Egos Radial mit ihrer metallischen, offbeatigen und industriellen Aura herausstach.

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Lo-Fang – BLUE FILM

Im vorigen Jahr ist uns mit Erscheinen des Buchs „Facing The Other Way“ von Martin Aston noch einmal die Geschichte des Londoner 4AD-Labels vor Augen geführt worden. Es geht um The Birthday Party, Cocteau Twins, A.R. Kane, Ultra Vivid Scene, The Wolfgang Press oder Lisa Germano, alles Abenteurer des Pop. Heute erscheint bei dieser Plattenfirma das Debütalbum von Matthew Hemerlein alias Lo-Fang, an dem sich gut erkennen lässt, dass sich Musikveröffentlicher heute nicht mehr ständig in die verspielte Ecke begeben können…

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Patten – ESTOILE NAIANT

Um sich im weiten Feld elektronischer Soundaktivisten heutzutage durchzusetzen, muss man als Künstler schon einen ganz besonderen Ansatz verfolgen wie etwa Flying Lotus oder Four Tet. Noch nicht ganz so bekannt wie diese beiden ist Patten, ein Musiker und Produzent aus London, der es bis heute geschafft hat, seine Identität geheim zu halten…

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The Woodentops – GRANULAR TALES

Eigentlich müsste man Rolo McGinty heute in einem Atemzug mit den Kulthelden der 80er-Jahre nennen, mit den Morrisseys (war Fan der ersten Sin- gle „Plenty“), McAloons, McCullochs oder Coles. Dass dem nicht so ist, hat mehrere Gründe. McGinty hatte den Nachteil, dass er sein Glück in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts suchen musste, in der es für Indie-Bands schlechter lief als in der ersten. Die Band liebte das gepflegte Durcheinander mehr als den Drang zu einem großen Hit. Den wachsenden Einfluss der Dance-Music erkannten The Woodentops früh und setzten ihn mit Songs wie „Why“ und „Wheels Turning“ um, aber den Ruhm holten sich dann doch die Kollegen aus Manchester ab…

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Various – KITSUNÉ NEW FACES

Eine Blues-Gitarre? Die wäre auf Veröffentlichungen des Kitsuné-Labels früher noch undenkbar gewesen. Aber die Dinge ändern sich automatisch bei einem Hipster-Label, wenn im traditionellen Jagdrevier nichts mehr zu holen ist. Elektro und Eighties-Pop hat man an der Seine mittlerweile durch, deshalb bekommen jetzt die Geschwister Thom und Lucy Southern aus Belfast mal eine Chance. Sie sind blutjung, singen und spielen beide Gitarre und treten unter ihrem Nachnamen als Band auf…

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