More songs about love, romance and homophobia: Cinemascope-Pop im unverwechselbaren Joel-Gibb-Stil.

Es war ja etwas düster geworden im Bannkreis von Joel Gibb. Das nun auch schon gut vier Jahre zurückliegende letzte Album der Hidden Cameras (ORIGIN: ORPHAN) lag in den leicht trüben Orchester- und Chorpassagen darnieder, Konzertnotizen: schwarze Röcke, schwarzes Pathos, Goth-Folk. Wo war eigentlich der Pop-Appeal dieser Glückskinder aus Toronto abgeblieben, die in ihrer Vereinshymne „Smells Like Happiness“ von jenem Zustand erzählten, der einen wie eine blinde Kuh auf das nächste Abenteuer zusteuern lässt?

Der Pop ist in den vielen hymnischen neuen Songs von AGE auf breiter Front zurückgekehrt, mal wurde er in die Elektro-Disco verlegt, mal lugt er mit einer lieblichen Melodie aus den Cinemascope-Folksongs heraus. Es ist ein Jubilieren und Tirilieren auf diesem Album; die Cameras summen und seufzen wieder im großen Stil über all die neuen und alten Freuden und Leiden des Schwulseins.

Allein den Streichersätzen hätte Joel Gibb etwas weniger Dramatik verabreichen können, so müssen wir da an die musikalische Untermalung von Abenteuervierteilern im ZDF denken. Das gilt vor allem für die Singleauskopplung „Gay Goth Scene“, die sich auch eines Videos im Aufklärungsfeldzug gegen die Homophobie bedient. Grundsätzlich gilt aber: Die Hidden Cameras haben den Partybetrieb wieder aufgenommen. Und in den sechs Minuten von „Afterparty“ betreten wir die Chill-out-Zone von Joel Gibb; sie ist mit frischer Dub-Ware und einem feinen Free-Jazz-Zitat ausgelegt.