Kim Gordon
No Home Record
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 11.10.)
Avantgarde-Rock zur Drum Machine: Kim Gordon macht es uns nicht einfach.
Mit 66, da fängt die Solokarriere an: NO HOME RECORD ist tatsächlich Kim Gordons erste Soloplatte, neben und nach Sonic Youth gab es Projekte wie Free Kitten, Body/Head oder Glitterbust, aber unter ihrem eigenen Namen war nie etwas dabei. Ihr selbst sei das gar nicht so bewusst gewesen, sagt sie, bis viele Journalisten sie darauf ansprachen.
AmazonEs muss ein interessanter Prozess gewesen sein, als sich Gordon in der Stadt ihrer Kindheit und nun wieder Heimat, Los Angeles, an die Arbeit gemacht hat. Als Musikerin stehen ihr alle Wege offen, sie hätte zum Beispiel die spontanen Krach-Orgien von Body/Heat mit Ruhe und Besinnlichkeit konterkarieren können, sie hätte auch viele Gäste einladen können, denn wenn Kim Gordon anruft, sagt niemand nein.
Schließlich hat sie sich für einen anderen Weg entschieden, natürlich für einen eigensinnigen: Die Basis von NO HOME RECORD sind Maschinenbeats, die den Tracks einen sehr unfreundlichen Wumms verleihen. Bei den besten Songs kontert Gordon diese Unruhe mit ruhiger und beseelter Stimme, „Sketch Artist“ klingt dadurch wie ein Björk-Song auf Valium. „Air BnB“ zeigt die andere Seite: Stimme und E-Gitarre fräsen sich aus dem Beat-Sumpf, Kim Gordon schimpft über die Anmaßung, sich Utopien online beschaffen zu können – und sei es für drei Tage eine Wohnung in L. A.
Bei Tracks wie „Paprika Pony“ oder dem wuchtig-zerstörenden „Cookie Butter“ experimentiert sie mit Wörtern, lässt sich dabei dezent von Neo-R’n’B und HipHop beeinflussen. Und Indie-Rock? Gibt’s immerhin einmal, bei „Hungry Baby“, das aber mehr an die Cramps und The Jesus & Mary Chain erinnert als an Sonic Youth.