Die Kerzen
True Love
Staatsakt/Universal (VÖ: 28.6.)
Sophisticated-80s-Pop aus Meck-Pomm: Zum Schwofen geht’s ins Berghain.
Gerade „Kerzen True Love“ gegoogelt – herrje, was man da unter den Bildern findet! Aber die Vorstellung ist schon schön, dass da jemand eine Liebeskerze verschenkt und die beiden glücklichen Menschen dann kuschelnd dabei zuschauen, wie diese Kerze langsam aber sicher abbrennt, bis nur noch ein Wachsstumpf übrig bleibt.
AmazonIn den 80ern hätten die Turtelnden bei ihrer Kuschelei Musik der Art gehört, wie Die Kerzen aus Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern sie spielen. New Romantic nannte man den Stil damals. Irgendwann erfand eine Werbeagentur jedoch diesen hypersensiblen Vollbart-Folk, und die neuen Romantiker hatten ausgedient. Diese junge Band holt den Sound nun zurück, aber durchaus zeitgemäß: Den Menschen, den man sich nicht anzusprechen traut, bestaunt der Sänger im Berghain, nicht in einer Dorfdisko mit einem Namen wie „Scotch Corner“, „Love Story“ oder wie die Schuppen sonst früher hießen.
Es gibt aber auch Lieder über „Al Pacino“ sowie den altmodischen Ausdruck „Karamba“, und auch wenn es in einem Song heißt, dass die „Eltern arbeiten müssen“, klingt das wie eine Szene aus der Zeit, in der diese Musik ihre Ursprünge findet. Prefab Sprout und New Order stehen Pate, aber auch eher kitschige 80s-Acts wie A Flock Of Seagulls, China Crisis oder Frazier Chorus.
Die Leute aus dieser Band waren damals noch nicht geboren, ihr heutiger Heimatort war Teil der DDR. Eine andere Zeit und Welt, aber die Kraft des Pop führt Die Kerzen problemlos dorthin, wo immer sie hinwollen.