Various :: Deichkind präsentiert Papa Professionell
Alles Mögliche: Sebi Hackerts gesammelte Werke: eine Hommage an den 2009 verstorbenen Deichkind-Produzenten.
Deichkind verstehen es zu feiern. Und hören damit nicht auf. Die Hamburger Krawallkünstler sind bekannt dafür, bei Konzerten in Schlauchbooten über die wogende Tanzmeute zu schippern, Journalisten in Champagnerdunst geschwängerten Hotelzimmern mit Nonsensgelaber zu verdattern und mit ihrem radikalen Remmidemmi-Rap die Grenzen zwischen Hip-Hop und Techno, Musik und Entertainment, Inszenierung und Experiment zu sprengen. „Yippie Yippie Yeah“ in Endlosschleife. Bis zum schlimmsten aller Schicksalsschläge, der die „Electric Super Dance Band“ aus dem Takt riss. Ein Jahr ist es her, dass Sebastian Hacken, der richtungsweisende Hausproduzent, plötzlich starb. Herzversagen mit 32. Aber gefeiert wird weiter, und zwar den Meister persönlich: PAPA PROFESSIONELL, wie Sebi Hacken und die Platte ihm zu Ehren heißt. Eine CD wie ein druckvolles Zeitzeugnis der Neunziger und Nullerjahre. PAPA PROFESSIONELL ist kein Deichkind-Album (das Neue soll es 2011 geben), sondern ein Wildwuchs aus Stücken, bei denen Hackert die Produzentenfinger im Spiel hatte. Hits von den norddeutschen Freunden Fettes Brot, Fünf Sterne Deluxe, Ferris MC und Eins Zwo sind ebenso vertreten wie Produktionen für Kollegen (überraschender Stilbruch: Nobelpenners nonchalanter Resignationssong „Fuck The World, Ole“) und Remixarbeiten für Mia und KC Da Rookee. Die 19 Hörbeispiele aus 14 Jahren erinnern daran, wie lässig, konsequent und mutig „Sebi Professionell“ beim Mischen zu Werke ging. Das wird am besten bei seiner Disco-Variation von Madsens „Goodbye Logik“ deutlich, in der die Indie-Rocker zu Zappelphilippen auf dem Dancefloor mutieren. Schade, dass es nicht noch mehr unveröffentlichte Wagnisse auf die von DJ Rabauke gemischte Compilation geschafft haben, die Deichkind-Mitstreiter Philipp Grütering zusammenstellte. Am Ende steht „Erwachen“: Im gleichnamigen Outro von Tabula Rasa, Hackerts erster Band in Flensburg, sind die Worte zu vernehmen, die die musikalische Auferstehung vorwegnehmen: „Sehr gut hab ich geschlafen, wirklich sehr gut.“
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