K.I.Z.


Heimspiel von Deutschlands größter HipHop-Crew in der Berliner C-Halle.

Dööö-dö-dö-dö, dö-döö-dööö!“ – das kann ja was werden! Bereits auf der U-Bahnfahrt zur C-Halle ertönt der „Seven Nation Army“-Stadion“gesang“, wird Dosenbier geleert, beeindrucken sich kahl rasierte Jugendliche gegenseitig mit der Lautstärke, mit der sie Luft aus ihrem Verdauungstrakt oral entweichen lassen. Schätzungsweise 30 Prozent der Fans von Deutschlands aktuell erfolgreichster HipHop-Crew dürfte der beißende Sarkasmus der Berliner verschlossen bleiben. Während MC Maxim, der wie sein Kollege Nico vor Kurzem als Mitglied der „Partei“ für das Berliner Abgeordnetenhaus kandidierte, als Intro von „Biergarten Eden“ eine Rede darüber hält, dass man doch bitte endlich mal vergessen muss und stolz aufs Vaterland sein darf, erntet er auch falschen Applaus. Bis er die „R“s zu rollen beginnt und sich die Rede als Parodie auf Goebbels‘ Hetzansprachen offenbart. Dann klatschen nur noch sehr wenige. Es folgt ein Song mit dem Refrain „Und wir reiten auf den Schäferhunden Richtung Horizont, er leuchtet schwarz-rot-gold“. Später bringt die Band ihr Publikum in typischen „Ich sag Hey und ihr sagt Ho“-Mitsingspielchen dazu, „Durchfall“ und „Adolf Hitler“ zu grölen. Wer nicht textsicher ist, der kann das hier alles leicht missverstehen. Wie auf den meisten HipHop-Konzerten gehen die Texte im Beat-Geballer unter. Und DJ Craft weiß zu ballern. Während des Wolfgang Petry entstellenden „Hölle“ kommt es fast zu Ausschreitungen.

Die Popularität von K.I.Z. erschließt sich sofort: Der Humor liegt zwischen Ärzte und Rammstein, die Musik zwischen Fettes Brot und den Atzen. Mit Splatter-Lyrics führen sie den Aggro-Sprech der Kollegen ab absurdum und HipHop somit auf das nächsthöhere Level. Die Kunst der Band spiegelt sich in ihrem Erfolg wider – Konzert wie Zusatzshow am Folgetag sind ausverkauft. Würden sich nur ein paar mehr ihrer Fans im Spiegel, der ihnen von der Band vorgehalten wird, wiedererkennen.