„Ocean’s 8“-Kritik: Ein ganz schlechter Plan


Die „Ocean's“-Reihe von Steven Soderbergh galt als beendet, nun kommt ein neuer Regisseur mit weiblichen Superstars. Ein Coup gelingt dabei nicht.

Seit Jahren kämpfen Frauen in der Filmbranche um mehr Gleichberechtigung, sie wollen zurecht gleiche Gagen, die gleiche Menge an Dialog, die wichtigen Hauptrollen und gute Figuren spielen. Und ja: Auf den ersten Blick scheint „Ocean’s 8“, die Weiterführung von Steven Soderberghs Trilogie mit Brad Pitt und George Clooney ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Immerhin wird aus einem Haufen Kerle, die einen Diebstahl planen, eine Gruppe von Frauen, die Diamanten und den Schmuck (immerhin keine Puppen) auf der berühmten Met Gala in New York stehlen möchten.

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Eine neue Studie zeigt, wie Frauen in Hollywood übergangen werden
Regisseur Gary Ross und seine Co-Autorin Olivia Milch verlassen sich ähnlich wie die Macher des furchtbaren „Ghostbusters“-Remakes 2016 einzig und allein darauf, dass das Prinzip „Frauen statt Männer“ die Kinogänger befriedigt. Genauso wie 2016 Regisseur Paul Feig verzichtet Gary Ross aber darauf, seiner weiblichen Star-Besetzung auch interessante Figuren zu schreiben, was die Umbesetzung letztendlich wertlos macht. Rihanna spielt eine kiffende Hackerin, Sarah Paulson eine gelangweilte Hausfrau mit krimineller Energie, Cate Blanchett ist eigentlich nur Cate Blanchett und Helene Bonham Carter die verwirrte Modefrau. Sandra Bullock hat als Chefin der Bande das schlechteste Los gezogen. Ihre Verwandtschaft mit dem von George Clooney in drei Filmen unter Soderbergh gemimten Danny Ocean definiert ihren gesamten Charakter, ihn (auch wenn im Film verstorben) will sie mit einem Diebstahl beeindrucken, tut alles, um sich posthum den Respekt des großen Bruders zu erarbeiten. Mit Meta-Ebenen wäre dies vielleicht clever, die gibt es bei den Figuren aber nicht wirklich.

Promis, die man nicht mehr sehen will

Interessanter werden die selbstbewussten Damen im Laufe der 100 Minuten nicht mehr, sie sind halt da und führen durch den Nachmittagsfernsehen-Spannungsbogen. Und sie stehlen zu allem Überfluss auch noch Schmuck, weil Gary Ross sein Ensemble so nämlich in Abendkleider stecken und sie so besonders hübsch aussehen lassen kann. Setzte die Trilogie von Soderbergh (2001-2007) noch auf viel Coolness und ein wenig Eleganz, ist das Verhältnis hier andersherum. Bei dem Raub auf der Met Gala, bei der in New York jährlich ein großer Promi-Auflauf ansteht, werden zusätzlich zu Bullock and Anne Hathaway (die beklaut werden soll) noch Kim Kardashian und Heidi Klum ins Bild gequetscht – also ziemelich genau die weiblichen Stars, die man seit Jahren schon nicht mehr sehen will.

Anne Hathaway (l.) soll beklaut werden.

„Ocean’s 8“ versucht im ersten Akt Figuren zu etablieren, die keine Nuancen anzubieten haben. Die Vorbereitung auf den großen Coup verläuft dann reibungslos und logischerweise langweilig, der Heist auf der Gala ist unspektakulär einfach. Das uninspirierte Drehbuch kann auch nicht durch Schnitt- und Kameratricks kaschiert werden, die sich Regisseur Gary Ross von Steven Soderbergh übernimmt. Dem Film fehlt schlichtweg die Nonchalance des alten Ensembles, das immer mal wieder Dialoge führte, bei denen die Charaktere gebrochen wurden und plötzlich Brad Pitt und Matt Damon quatschten – und nicht etwa ihre fiktiven Persona.

Ein Twist wie ein Schlag ins Gesicht

Das Schlimmste: Irgendwer plant im Hintergrund schon die Fortsetzungen. 2001 erschien „Ocean’s Eleven“, Sandra Bullock und ihre Crew sind bisher nur acht Leute, es dürften also noch „Ocean’s 9“ und „Ocean’s 10“ folgen. Der von Warner geplante Cashgrab ist tatsächlich cleverer als der Plan, den Bullock und ihre Bande im Film selbst verfolgen.

Denn das ist neben den schwachen Figuren die größte Schwäche des Heists: Er ist von vorne bis hinten berechenbar, krankt an mangelnden Überraschungen. Der einzige große Twist, den „Ocean’s 8“ auffährt, unterläuft noch einmal die vermeintliche Frauenpower, die hier eh nur Fassade ist (Achtung, milder Spoiler): Der Coup gelingt in Gänze nur, weil am Ende überraschenderweise noch ein alter Bekannter, ein aus dem Hut gezauberter Mann vermeintlich Unmögliches vollbringt. Ein Mann übrigens, dem 2001 im ersten „Ocean’s“ eine ordentliche Rolle geschrieben wurde. Eine Pointe wie ein Schlag ins Gesicht der Frauenbewegung in Hollywood.

Warner Bros.