Porträt: Childish Gambino
Der Rapper, Comedian und Schauspieler Donald Glover alias Childish Gambino könnte bald ein Superstar sein.
Die kulturelle Rezeption Childish Gambinos in den USA fiel zuletzt eher mau aus – so watschten die Kollegen von Pitchforkmedia Camp, das jetzt auch in Deutschland erschienene Album des US-Rappers, im November mit 1,6 von zehn möglichen Punkten ab – und warfen ihm vor, mit Zeilen wie „No live shows because I can’t find sponsors / For the only black guy at a Sufjan concert“ gegen imaginäre Feinde zu kämpfen: Nie seien die Grenzen zwischen Indie und HipHop doch verschwommener gewesen als dieser Tage.
Da mag was dran sein. Dennoch ist das, was der Amerikaner macht, mehr als eine Randnotiz wert. Nicht nur, weil er an die Sache mit dem HipHop denkbar spielerisch herangeht – seinen Künstlernamen hat er von einem Online-Generator, der nach dem Zufallsprinzip Namen für eine potenzielle Mitgliedschaft im Wu-Tang Clan ausspuckt, bisher veröffentlichte er seine Mixtapes und Alben als kostenlose Downloads –, sondern auch, weil er eigentlich etwas ganz anderes macht. Unter seinem bürgerlichen Namen Donald Glover entwickelte er sich in den vergangenen Jahren zu einem der spannendsten Spaßmacher der USA. Als Autor schrieb er für das Late-Night-Programm „The Daily Show“ und TV-Serien wie „30 Rock“ und „Community“, wo er auch eine der Hauptrollen spielt. Die Clips seiner Comedy-Gruppe „Derrick Rock“ wurden bei YouTube über 200 Millionen Mal angeklickt – so oft, dass „Comedy Central“ ihm einen eigenen Stand-up-Abend spendierte. Clips aus dem „Weirdo“ betitelten Programm finden sich bei YouTube, und auch für Nicht-Muttersprachler ist es ziemlich witzig, wenn Glover wort- und gestenreich über den Umgang seines iPhones mit dem Wort „Nigger“ oder über die Sprachkompetenz von Kleinkindern räsoniert. Und so ganz nebenbei modelt Glover auch noch für Gap.
Ein rappender Schauspieler? Ein HipHop-Comedian? Es ist nicht ganz einfach, Glover einzuordnen. Eines dürfte jedoch klar sein: In irgendeinem der abgeackerten Gebiete wird der Mann, den die „ Village Voice“ als Prototypen des „Black Hipsters“ („Blipster“) bezeichnet, zweifellos durchstarten. Die nötigen Follower hat er – das zeigte zuletzt Twitter. Als er dort bemerkte, dass er gerne in Marc Webbs „Spider-Man“-Remake die Hauptrolle spielen würde, führte das bei dem Kurznachrichtendienst zu einem regelrechten Aufruhr – sogar Stan Lee, der Schöpfer der Zeichentrickfigur, äußerte sich zu dem Thema. Natürlich bekam Glover die Rolle am Ende doch nicht, und natürlich kann man die Tatsache, dass er sich selbst ins Spiel brachte, als Hinweis auf eine gewisse Selbstüberschätzung deuten. Andererseits macht genau diese Selbstüberschätzung Spaß, nachzuschauen in einem Video für den „Rolling Stone“, in dem, aufgepasst, der Comedian Glover den Musiker Childish Gambino interviewt. Ganz schön clever.