Iceage


Wer Gewalt säht, wird Dank ernten: Iceage mögen’s kompromisslos.

„Meine Mom hat Angst, dass ich demnächst meine Zähne bei einer unserer Shows verliere“, sagt Elias Rønnenfelt. Betrachtet man die Fotos auf der Homepage seiner Band, kann man die Sorgen der Mutter nachvollziehen: Einige Aufnahmen zeigen Konzertbesucher mit Platzwunden, aufgeschlagenen Lippen und blutenden Nasen. Für Rønnenfelt sind das Kollateralschäden eines gelungenen Auftritts: „Wenn es im Publikum zu Gewaltausbrüchen kommt, ist das für uns ein Kompliment. Es bedeutet, dass wir bei den Leuten etwas sehr Ursprüngliches auslösen.“

Ursprünglich und roh ist auch die Musik, die Rønnenfelt als Gitarrist und Sänger der dänischen Hardcore/No-Wave-Wunderkinder Iceage macht. Obwohl alle vier Bandmitglieder noch Teenager sind, haben sie gleich mit ihrem Debütalbum eine der versiertesten Punkrock-Platten der jüngeren Vergangenheit aufgenommen: New Brigade vereint in knapp 25 Minuten die schroffe Schönheit von The Jesus And Mary Chain mit dem Ungestüm der frühen Killing Joke. Hinter einer Wand aus rasselnden Gitarren und Rønnenfelts finsterem Röhren verbergen sich aber Pop-Hooks, die gar an die Drums erinnern. „Wir haben nie geplant, wie diese oder jene Band zu klingen“, wehrt der Frontmann alle Vergleiche ab. „Das ist ein Fehler, den heutzutage viel zu viele Musiker machen.“ Von der dänischen Presse wurden Iceage schnell ins Herz geschlossen, bald reichte der gute Ruf der Band über die Grenzen ihrer Heimat hinaus. Einem Auftritt beim Roskilde-Festival folgte eine Amerika-Tour mit Fucked Up. „Es gab eine Zeit, in der wir uns sehr alleine fühlten“, sagt Rønnenfelt. „Das hat sich geändert. Die ‚New Brigade‘, das ist der wachsende Kreis gleichgesinnter Menschen um uns.“ Wenn das Album im September erscheint, wird sich dieser Kreis substanziell erweitern.

Albumkritik S. 99

* Ursprünglich hieß die Band Born 2 Fuck.

* Mit „Dogmeat“ und „23.15.12.6“ produziert und vertreibt Elias Rønnenfelt zwei wüste Hardcore-Fanzines.

* „The New Way Of Danish Fuck You“ hat sich als Begriff für die neue Kopenhagener Punk-Szene etabliert – sehr zum Missfallen der so beschriebenen Bands.