Theophilus London
Wie ein junger MC aus Brooklyn alte Pfade scheut und neue Wege ebnet.
Nähert man sich dem Theophilus London erstmals, wird man gleich doppelt überrascht: Zum einen ist seine „Lovers Holiday EP“ bei iTunes mit dem Tag „Pop“ gelabelt, zum anderen stellt sich der in Trinidad geborene MC beim Interview in New York als Songwriter vor. Auch sonst entspricht der 22-Jährige kaum den gängigen Zuschreibungen der Hip-Hop-Industrie und steht genau deshalb stellvertretend für eine neue Generation von Rappern, die immer weniger bereit sind, in Hinterhöfen um die Aufmerksamkeit der Big Player zu battlen. Anreize in Form Goldener Schallplatten und ebensolcher Autofelgen bleiben zunehmend aus.
Kein Markt hat in den vergangenen Jahre in den USA größere Umsatzeinbrüche erlebt als R&B und Hip-Hop. So unterschiedlich die Herkunft und die künstlerischen Ansätze von Theophilus London, dem Odd-Future-Kollektiv aus L.A. oder auch Das Racist sind, sie alle bewegen sich abseits der üblichen Industrienetzwerke, produzieren im Heimstudio und verlinken sich über Twitter, Tumblr und Co. mit anderen Szenen. So kollaboriert Theophilus London etwa mit Brooklyner Nachbarn wie TV On The Radio, Sara Quin von Tegan And Sera und Holly Miranda. Das Hofieren des Indie-Adels brachte London nicht nur das mehr oder weniger schmeichelhafte Attribut „Hipster Rapper“ ein, sondern auch einen Mix aus 80er-Synthiepop, 4/4-Dancefloor-Beats und schneidenden Gitarren. „Jede Sekunde meiner Musik ist im Moment zu Hause, wo immer das auch ist“, sagt der MC, der mit bürgerlichem Namen tatsächlich Theophilus London heißt. The game it is a-changing. Willkommen im Post-Hip-Hop!
* Theophilus‘ erster Free-Download-Mix ‚This Charming Mixtape‘ (2009) ist eine Hommage an den The-Smiths-Song „This Charming Man“.
* Er verehrt völlig ironiefrei Whitney Houston.
* Sein Fashion-Faible hat ihn auf mehr Titelblätter von Modemagazinen als Musikzeitschriften gebracht.