Augenblick


Was macht eigentlich ein Berufsrevolutionär, wenn die Revolution auch nach Jahrzehnten nicht kommen will? Man erwartet die Beantwortung solcher Lebensfragen nicht bei „Wer wird Millionär“ – zu Unrecht. Als „Punkmusiker“ stellte der nette Herr Jauch den netten Kandidaten vor, der gleich den Namen seiner Band nannte: Slime. What? Da blieb uns kurz die Luft weg. Das war wirklich Michael „Elf“ Mayer, 48 Jahre alt, Gründungsmitglied und Gitarrist der legendärsten und radikalsten deutschen Punkband, die gerade nach 16 Jahren Pause in neuer Formation wieder auf Tour war (Konzertkritik S. 108). Ihre erste Single hieß „Bullenschweine“, bis heute ein linker Gassenhauer: „Haut die Bullen platt wie Stullen, schlagt die Polizei zu Brei, haut den Pigs die Fresse ein, denn nur ein totes ist ein gutes Schwein.“ Aber auch einer wie Mayer hat abends mittlerweile anderes vor, als immer nur Polizisten zu verprügeln oder Nazis zu jagen: Er schaue gerne „Wer wird Millionär“, seine Freundin gerne das „Dschungelcamp“, sagte er und gewann 16.000 Euro. Als Ziel hatte er 3500 Euro genannt, um einen USA-Trip der Band zu finanzieren. Slimes zweite Platte hieß übrigens Yankees raus. Viva La Evolution!