Endlich Sommerferien!


Die Mädchen-Elektropunkband The Toten Crackhuren im Kofferraum trasht sich über die Underground-Bühnen. Oh weh, Berlin!

Die Mädels der Berliner Elektropunkband The Toten Crackhuren im Kofferraum sind gerade mal seit vorgestern dem Teenageralter entwachsen, können aber schon auf eine Geschichte voller im Musikbusiness bedeutsamer Klischees zurückblicken. Zu Beginn ihrer Karriere verdingten sie sich als Groupies, später als Bühnentänzerinnen bei Berliner Underground-Heroen wie Katze, Gloria und Fickscheiße, für ein paar Bier und den Backstagepass. Schnell erkannten sie, dass es viel mehr Spaß macht (und mehr Bier und Backstagepässe abzugreifen sind), wenn sie selbst musizieren und Bad-Taste-Partys bespaßen. Das Produktionsprogramm „GarageBand“ war auch zur Hand, und Gedichte und Texte schreiben junge Mädchen ja sowieso gerne.

2007 werden die Crackhuren von dem Berliner Impresario Jürgen Laarmann (einst Herausgaber des Magazins „Frontpage“) entdeckt, der mit den Crackhuren gleich ein ganz neues Genre erfunden haben will, mittlerweile sein Engagement aber aufgegeben hat. Seine Fantasie einer „Schlampencombo aus Vorstadtgören“ ist allerdings Realität geworden. Die Crackhuren gehen als Vorgruppe mit Nischenstars wie K.I.Z. auf Tour. Das Plakat zur Tour sorgt im noch immer irgendwie prüden Österreich für einen Mini-Skandal, ein Bregenzer Bürger wittert Jugendgefährdung: „Frauen werden als Sexobjekt dargestellt und durch Blut wird sexualisierte Gewalt suggeriert. Durch die teilnahmslosen Gesichtsausdrucke der abgebildeten Personen wird dies alles als ‚cool‘ dargestellt.“ Das Konzert muss nach – ausgerechnet – Bayern verlegt werden.

Jugendgefährdend, das sei klargestellt, sind die Konzerte und ist auch die Musik der Crackhuren nicht. Auf der Bühne toben sie in selbstgemachten Plastikkostümen herum, wedeln mit Cheerleaderpuscheln und verlangen nach „süßen Boys“. Bei Liveauftritten werden sie von drei Musikern unterstützt. Das kracht extrem, die Grooves werden kräftig mit Rockgitarre angeschoben. Produzent des im August erscheinenden Debütalbums Jung, talentlos & gecastet ist Archi Alert, dereinst Frontmann der Terrorgruppe. Er nennt die Musik „Elektropunk“. Tatsächlich beziehen sich The T.C.H.I.K. – wie sie seit Kurzem heißen, um das Quoten-Radio nicht zu verschrecken – auf die seminale Intellektuellenpunkband Hans-A-Plast. Dass diese Bezugnahme mehr der flotten Musik als den (bei Hans-A-Plast häufig politischen) Inhalten gilt – geschenkt. Die Crackhuren sind nicht explizit politisch. Nur wenn sie was nervt. Medienquatsch und dergleichen. In „Alles Lüge“ beschweren sie sich darüber, dass im Fernsehen alle Frauen „goldene Titten“ haben und alle Männer „wissen wie es geht“. The T.C.H.I.K. bezeichnen ihre Texte als „pubertierende Tagebuchfantasien“. Zeilen wie „Ich und mein Pony, sein Name ist Johnny, wir reiten Richtung Sonnenuntergang / Es ist fast wie Schweben, ich spüre das Leben, durch meine Extensions weht der Sommerwind“ sind jedoch weniger ironisch als sarkastisch gemeint. „Wir brauchen keine Chiffren“, sagt Stehfania dazu und grinst hinterhältig. Die jungen Frauen heißen übrigens alle Fuckface mit Nachnamen. Außer auf Facebook, da geht das nicht. Dort heißen sie Funface.

www.myspace.com/t.c.h.i.k