Kate Nash im ap 101, Berlin
Charme hat sie, und den Rest kann sie sich holen.
Ihre Band ist jung und begeistert bei der Sache, keine durchroutinierten Profis, mit denen man sonst hoffnungsvolle Solisten auf der Konzertbühne zu umstellen pflegt. Aber die Boys poltern ein wenig zu dolle, vor allem dort, wo die Songs von Kate Nashs hervorragendem Zweitling my best friend is you paradieren und swingen sollten. Herausreißen darf das und wird das – und am Ende sogar das quasselnd um sich selbst kreisende Fachpublikum in der hinteren Saalhälfte für sich gewinnen: Kates Charme.
Sie hat sich Sternchen um die Augen geklebt, der Pony ist akkurat nachgeschnitten, in ihrem schwarz-weißen Abendkleid wedelt sie mit dem Armen, hämmert auf ihr E-Piano ein. Einen falschen Akkord auf ihrer Gitarre kommentiert sie selbst mit einem Buh-Ruf. Und sie gibt den Leuten vor „I’ve Got A Secret“ zu bedenken, dass sie diesen gegen Homophobie gerichteten Song nur dann lauthals mitsingen sollten, wenn ihnen wirklich was an der Botschaft liegt – „wenn Ihr allerdings nicht mitsingt, könnte euer Nebenmann denken, Ihr seid homophob“. Sie wickelt ihr Publikum um den Finger. So ist sie nun mal: ein großartiges Mädchen. Aber gerade, weil das der Künstlerin und der Sängerin, dem Riot Girl wie der Geschichtenerzählerin Kate Nash noch lange nicht genügt, bleibt es spannend.
Albumkritik & Story ME 5/10
www.katenash.co.uk